SWsoft legt mehr Gewicht auf Management-Tools

05.02.2007
Der Virtualisierungsspezialist deutet eine neue Ausrichtung seiner Produktstrategie an.

Das amerikanisch-russische Unternehmen (mit Sitz in Herndon, Virginia, und ansonsten den meisten Entwicklern in Russland) ist gemeinhin vor allem für seine Virtualisierungslösung "Virtuozzo" bekannt. Dabei hat das Unternehmen mit "Plesk Control Panel", "Sitebuilder", "HSPcomplete" und "PEM" auch Administrations- und Automatisierungslösungen für Rechenzentren im Portfolio. Allerdings hat sich die schiefe Wahrnehmung von SWsoft noch dadurch verstärkt, dass kürzlich bekannt wurde, dass die Firma in aller Stille schon seit drei Jahren am Virtualisierungsanbieter Parallels mehrheitlich beteiligt ist.

SWsoft-CEO Serguei Beloussov: "Der größte Wert unseres Unternehmens besteht nicht in der Virtualisierung, sondern aus seinen Management- und Automatisierungs-Tools."
SWsoft-CEO Serguei Beloussov: "Der größte Wert unseres Unternehmens besteht nicht in der Virtualisierung, sondern aus seinen Management- und Automatisierungs-Tools."
Foto: Serguei Beloussov

Parallels ist ebenfalls ein russisch dominiertes Unternehmen mit Sitz in Renton, Washington. Es ist spezialisiert auf Client-Virtualisierung, besonders bekannt für die Virtualisierung von Apples mit Intel-Chips arbeitenden Macs, und verwendet dazu die Hypervisor-Technik. Das Unternehmen hat angekündigt, noch im zweiten Quartal dieses Jahres die Betaversion einer Server-fähigen Variante seiner Lösung vorstellen zu wollen. Diese Umstände haben zu einigen Irritationen über die Zukunft der Produktpolitik von SWsoft geführt. Denn dessen Virtuozzo ist ebenfalls auf Server orientiert, verwendet aber mit der Betriebssystem-Virtualisierung ein ganz anderes technisches Konzept.

Zunächst war SWsoft bemüht, die Unterschiede zwischen beiden Unternehmen zu betonen. "Auch wenn Parallels SWsoft gehört, werden sie noch eine ganze Weile verschiedene Firmen bleiben - mit unterschiedlichen Marken und unterschiedlichen Websites", erklärte Ilya Baimentov, Produkt-Manager bei SWsoft. "Unserer Meinung nach ist Virtuozzo die beste Technik für große Produktinstallationen, etwa Rechenzentren bei Konzernen und Service-Providern. Parallels eignet sich eher für kleinere Firmen oder Abteilungen, wo es mehr auf Flexibilität und Benutzerfreundlichkeit ankommt."

Diese Differenzierung hat SWsofts Chief Executive Officer (CEO) Serguei Beloussov jetzt in einem Gespräch mit dem IT-Nachrichtendienst "Computerwire" bestätigt. Dabei bekräftigte er die Ansicht, die Betriebssystem-Virtualisierung von Virtuozzo sei der effizientere technische Ansatz. Aber die Hypervisor-Technik, wie sie Parallels verwendet, werde immer populärer und durch die Integration von Virtualisierungstechnik in Prozessoren von Intel und AMD noch befördert. Schon daher seien die geschäftlichen Aussichten von Parallels sehr gut. Und dies sei ein wichtiger Grund gewesen, warum Intel Capital, Insight Venture Partners und Bessemer Venture Partners im Juni 2005 12,4 Millionen Dollar in SWsoft investiert haben.

Als "komplementär" bezeichnet Beloussov die Techniken beider Unternehmen und lässt doch eine bisher nicht so deutlich ausgedrückte Perspektive erkennen: "Langfristig wollen wir die Techniken integrieren. Keine von beiden ist überlegen." Vorerst aber bleibe es bei "unterschiedlichen Produkten für verschiedene Märkte".

Die Marktausrichtung seines Unternehmens verschiebe sich ohnehin. Bereits 2006 habe SWsoft deutlich verbesserte Versionen seiner Administrations- und Automatisierungs-Tools herausgebracht. Außerdem werde man bald eine Management-Software anbieten, mit der sich virtuelle Umgebungen unter Virtuozzo für Windows und Linux ebenso administrieren lassen wie andere unter Xen und VMware. Beloussov: "Der größte Wert unseres Unternehmens besteht nicht in der Virtualisierung, sondern aus seinen Management- und Automatisierungs-Tools."

Das hat möglicherweise Folgen für die Virtualisierungsprodukte. "Wir könnten wahrscheinlich die Windows- und Linux-Versionen von Virtuozzo kostenlos herausgeben, ohne Umsatzeinbußen hinnehmen zu müssen. Es würde wahrscheinlich unseren Umsatz erhöhen", meint Beloussov, schränkt diese Aussage aber sofort wieder ein: "Wir haben es nicht vor, aber wir könnten es tun." (ls)