DIN-Mitarbeiter stimmte selbst mit ab

Deutsches Ja für Open XML als ISO-Standard bekräftigt

31.03.2008
Die deutsche Zustimmung für die heftig umstrittene Anerkennung des Microsoft-Dokumentenformats Office Open XML als Standard der Normungsorganisation ISO bleibt bestehen. Das Deutsche Institut für Normung (DIN) bestätigte eine entsprechende Entscheidung vom vergangenen Jahr.

Allerdings kam in einer der Abstimmungen nur dank einer Stimme Vorsprung eine Mehrheit zustande, ohne die das deutsche Votum in "Enthaltung" umgeändert worden wäre. Das Microsoft-Format hatte im vergangenen September nicht die notwendige Mehrheit unter den 87 ISO-Mitgliedsländern für eine Anerkennung als Standard bekommen. Bis zu diesem Wochenende hatten die Länder Zeit, ihre Abstimmungsergebnisse zu revidieren. Beobachter rechnen damit, dass die weltweiten Abstimmungsergebnisse demnächst bekannt werden.

Die Anerkennung als ISO-Standard ist in den vergangenen Jahren zunehmend wichtiger geworden, unter anderem weil Regierungen und Behörden bei ihrer Beschaffung verstärkt auf standardisierte Formate setzen. Microsoft führte Open Office XML (OOXML) als neues Format mit der Bürosoftware-Sammlung Office 2007 ein. Im Gegensatz zu früheren Microsoft-Formaten ist OOXML offen, kann also von anderen Softwareherstellern verwendet werden.

Um die Anerkennung als ISO-Standard gibt es aber heftigen Streit. Ein Teil der Industrie um IBM, Google oder Sun Microsystems wehrt sich dagegen. Die Gruppe verweist darauf, dass das konkurrierende Format ODF (Open Document Format) bereits als ISO-Standard anerkannt sei. Die Anerkennung von OOXML sei daher unnötig und würde nur den Kunden das Leben schwerer machen, weil die beiden Formate nicht miteinander kompatibel sind. Ein weiterer Vorwurf lautet, dass die mehr als 6500 Seiten fassende OOXML-Dokumentation unreif sei und dazu dienen solle, Microsoft-Lösungen gegen Konkurrenz abzusichern. Microsoft weist dies zurück und wirft den Rivalen im Gegenzug vor, ihre Programme auf ODF-Basis gegen Wettbewerb schützen zu wollen. Außerdem argumentiert der Konzern, es könne mit ODF die Möglichkeiten seiner Programme nicht abwärtskompatibel abbilden.

So wurde der Abstimmungsprozess in den ISO-Mitgliedsländern schon im vergangenen Jahr von hitzigen Debatten begleitet. Beide Seiten warfen einander vor, Druck bei der Besetzung der Gremien und bei der Abstimmung ausgeübt zu haben.

Das DIN hatte sich im vergangenen Jahr für ein "Ja mit Kommentaren" entschieden. Bei den gut 60 Anmerkungen ging es um Kritikpunkte und Verbesserungsvorschläge zu der OOXML-Spezifikation. Anfang März wurde zunächst die damalige Entscheidung vom zuständigen DIN-Arbeitsausschuss mit einer klaren Mehrheit von 15 zu 4 Stimmen als "Ja-Votum" bestätigt, wie die Organisation am Freitag mitteilte.

Nur eine knappe Mehrheit gab es aber bei der Entscheidung des DIN-Lenkungsausschusses diese Woche. Er stimmte darüber ab, ob der Prozessablauf in der ISO nach formalen Kriterien rechtens gewesen sei. Diese Entscheidung sei mit einer Mehrheit von sieben zu sechs Stimmen bei sieben Enthaltungen gefallen, hieß es. Wenn die Mehrheit nicht zustandegekommen wäre, dann wäre das deutsche Votum bei der ISO-Abstimmung auf "Enthaltung" geändert worden, erklärte das DIN.

Damit rückt auch die Rolle der Organisation in den Vordergrund. In Fachmedien, in denen der Verlauf der internationalen Abstimmungen aufmerksam verfolgt wird, war unter anderem kritisiert worden, dass auch das DIN selbst seine Stimme abgab. Die Organisation argumentiert, ihr Mitarbeiter habe sich nicht, wie in der Regel bei inhaltlichen Fragen, der Stimme enthalten, weil es um die Einhaltung vor Regularien gegangen sei. Daher habe das DIN eine Positionierung als erforderlich angesehen. (dpa/tc)