Gehostete Anwendungen ohne G(oogle)mail

Neue Google-Apps-Version umgeht die IT-Abteilung

07.02.2008
Google bietet sein gehostetes Anwendungspaket "Google Apps" in einer neuen Version an, die Mitarbeiter in Unternehmen an der IT-Abteilung vorbei in Betrieb nehmen können.

Die "Google Apps Team Edition" soll ab heute kostenlos verfügbar sein. Sie enthält die gleichen Applikationen wie die bisherigen Apps-Pakete - Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Präsentationsprogramm, Startseite, Talk (Instant Messaging) und Kalender -, aber nicht den Webmail-Dienst "Gmail" (hierzulande Google Mail), den die IT-Abteilung durch Re-Routing des E-Mail-Workflows unterstützen muss. Laut Rajden Sheth, Senior Product Manager für Google Apps, zielt die neue Variante explizit auf Anwender, die Google Apps gern benutzen möchten, ohne dass sich ihr Arbeitgeber dafür angemeldet hat. Für IT-Manager, die sich mit Applikationen herumschlagen müssen, die Mitarbeiter unerlaubt verwenden, also ein weiterer Grund für schlaflose Nächte. Dies gilt insbesondere für Branchen, die (wie etwa Finanzdienstleister oder Gesundheitswesen) hohe regulatorische Auflagen erfüllen müssen.

Voraussetzung für die Verwendung von Google Apps Team Edition ist laut Sheth einzig, dass die jeweiligen Nutzer E-Mail-Adressen innerhalb der Domain(s) ihres Unternehmens besitzen. "Google Apps war bislang per definitionem ein IT-Projekt", sagt der Produkt-Manager. "Jetzt wollen wir, dass die Leute es auch ohne IT-Involvierung hernehmen können."

Sobald sich ein Nutzer für die Team Edition anmeldet, kann er sehen, wer sonst innerhalb seiner Domain noch für den Dienst registriert ist. "Das ist ein schneller Weg für Arbeitsgruppen, mit Collaboration loszulegen", findet der Google-Mann. IT-Abteilungen sollten sich darüber nicht unnötig ärgern, so Sheth weiter - schließlich biete die "Hintertür"-Variante von Google Apps einen Upgrade-Pfad zu den anderen Editionen: "Die IT-Abteilung hat jederzeit die Möglichkeit, sich für die kostenlose Standard Edition anzumelden, wenn sie die Kontrolle übernehmen will."

Die Team Edition mit ihrem Bottom-up- und Endanwender-getriebenen Fokus passe genau in Googles traditionelle Strategie, zunächst Einzelpersonen über aus den Consumer-Diensten entwickelte Produkte anzusprechen, kommentiert der Gartner-Analyst Matt Cain. Und sie werde gewiss die Verbreitung von Google Apps in Firmen, Behörden, Bildungseinrichtungen und anderen Organisationen vorantreiben, die das Paket bislang noch nicht nutzten.

Allerdings müsse Google die richtige Balance zwischen der Ansprache der Endnutzer und der Kontrolle für die IT-Abteilung finden, warnt der Experte: "Google wird die Verbreitung bei den Endanwendern ankurbeln, darf dabei aber nicht die IT außen vorlassen, die letzten Endes die angerichtete Unordnung wieder aufräumen muss", so Cain. (tc)