BSA zu sehr auf kleine Unternehmen fokussiert

Umstrittener Kampf gegen Raubkopien

28.11.2007
Von Handelsblatt 
Im Auftrag der Software-Industrie kümmert sich die Business Software Alliance (BSA) weltweit um den Kampf gegen Raubkopierer. Kritiker werfen der BSA allerdings vor, sich zu stark auf kleine Unternehmen zu konzentrieren. Für die Software-Branche könnte dies langfristig zum Bumerang werden.

Michael Gaertner hatte Angst um seine Firma. Eine Organisation mit dem Namen Business Software Alliance (BSA) hatte ihm einen Brief geschrieben und seinem Architekturbüro in Galveston in Texas vorgeworfen, illegale Computerprogramme zu verwenden. Er sollte freiwillig 67.000 Dollar - was ungefähr seinem Jahresgewinn entsprach - an Schadenersatz zahlen. Bei einem Verfahren vor Gericht werde es deutlich teurer, hieß es. Seit ihrer Gründung 1988 verschickt die BSA solche Schreiben. Als Interessenverband der Softwareindustrie vertritt sie Unternehmen wie Microsoft, Adobe Systems, Autodesk, Apple, McAfee, Hewlett-Packard, IBM oder Symantec, deren Programme besonders häufig illegal genutzt werden. Ins Visier der BSA, das belegt eine aktuelle Untersuchung, geraten dabei vor allem kleinere Firmen. Von den Strafen, die die BSA im vergangenen Jahr in Nordamerika aus Verfahren um Raubkopien einnahm, stammten fast 90 Prozent von kleineren Firmen.

Die BSA begründet dies damit, dass Raubkopien besonders oft in Kleinunternehmen verwendet würden. Kritiker wenden dagegen ein, dass die Lizenzbestimmungen von Software oft so komplex seien, dass nur größere Unternehmen in der Lage seien, diese auch genau zu befolgen. Kleinunternehmen verfügten nicht über die organisatorischen und rechtlichen Mittel, um die Lizenzbestimmung und ihre Einhaltung zu überwachen.

In Gaertners Fall war es so, dass einige Mitarbeiter bestimmte Dateien nicht öffnen konnten und auf eigene Faust nach Lösungen gesucht hatten. Zudem gingen ihm in seinem Büro einige Belege für rechtmäßig erworbene Programme verloren. "Es fehlte uns einfach das Wissen, und es war auch schlechte Buchhaltung auf unserer Seite", räumt er ein. Gaertner einigte sich schließlich mit der BSA auf 40.000 Dollar.

Die BSA kämpft international gegen Raubkopien, wobei sie dabei auch mit den Regierungen der jeweiligen Länder zusammenarbeitet. In China, wo der größte Teil der eingesetzten Software illegal ist, sank die Rate inzwischen nach BSA-Angaben von 92 Prozent 2003 auf 82 Prozent, was schon als Erfolg gilt. Weltweit liegt die Raubkopien-Rate den Angaben zufolge bei 35 Prozent, nach 43 Prozent 1996. Den Schaden beziffert die BSA für 2006 auf 40 Milliarden Dollar bei einem Branchenumsatz von 246 Milliarden Dollar.

Solche Zahlen belegen, dass die Arbeit der BSA grundsätzlich gerechtfertigt ist. Viele der Betroffenen schwören sich nach einer Auseinadersetzung mit den Software-Wächtern aber, nie wieder etwas von den Firmen zu kaufen, wegen deren Produkte sie belangt wurden. In einem Fall erreichte die BSA, dass der Saitenhersteller Ernie Ball 90.000 Dollar bezahlen musste. Kurze Zeit später flatterte den Firmen in der Umgebung eine Werbung von Microsoft ins Haus, in der für günstige Lizenzen geworben und dabei auch daran erinnert wurde, dass es ihnen sonst so ergehen könnte wie Ernie Ball.

Wütend kündigte Firmenchef Sterling Ball daraufhin an, nie wieder Microsoft-Software zu kaufen. Und er stellte sein Unternehmen um auf Open-Source-Software, die frei genutzt werden kann. Auch wenn es früher für Firmen oft schwierig oder unmöglich war, auf Alternativen in der freien Software zu setzen, so hat sich dies mit dem technischen Fortschritt längst geändert.

Auch für Michael Gaertner steht fest, er will mit den Unternehmen, deren Interessen die BSA vertritt, nichts mehr zu tun haben und deren Software nicht mehr verwenden. "Es ist ja nicht so, dass sie wirklich gute Software haben. Sie ist einfach nur weit verbreitet und wird häufig benutzt", sagt Gaertner. "Wir wollen uns ganz von den Herstellern lösen, die mit der BSA zu tun haben - auch wenn es lange dauert."