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Löschorgie zu Linux-Artikeln in der deutschen Wikipedia

10.04.2007
In der deutschen Version der freien Enzyklopädie ist ein Streit darüber entbrannt, welche Linux-Distributionen einen eigenen Eintrag wert ist.

Linux besteht nicht nur aus den allseits bekannten Distributionen wie Redhat, Suse oder Debian, sondern auch aus einer Reihe exotischer Varianten, die zumeist von den großen Paketen abgeleitetet wurden. Bei der deutschen Wikipedia entbrannte ein Streit darüber, welche Distribution ein eigenes Lemma in der Online-Enzyklopädie wert sei. Dabei ging es nicht nur um zukünftige Einträge, sondern auch um die Entfernung bestehender Texte. Allein am 8. Februar wurden 30 Löschanträge gestellt, bei denen sich einige Benutzer durch abfällige Kommentare über Linux-Exoten hervortaten.

Nach einer Diskussionsphase, die den Löschanträgen gemäß Statuten folgen muss, wurden mittlerweile die meisten der zur Tilgung vorgeschlagenen Einträge aus der deutschen Wikipedia entfernt. Die Säuberung erfolgte dabei laut "Pro Linux" mit erstaunlicher Konsequenz: Einem Editor, der den Eintrag zu "Frugalware" in seinen persönlichen Benutzernamensraum retten wollte, drohte man mit Sperre. Der Artikel wurde vom Administrator gelöscht.

In Diskussionen über die Wikipedia monieren auch externe Kommentatoren immer wieder die angeblich wuchernden Einträge zu exotischen Themen. Die Online-Enzyklopädie unterliegt im Gegensatz zu traditionellen gedruckten Werken, die vor allem den Kanon bedienen müssen, jedoch keinen Einschränkungen, was die Zahl der Stichwörter oder den gesamten Textumfang anlangt. Die Beiträge zu relativ unbekannten Linux-Distributionen wären daher nicht auf Kosten von Artikeln zu wichtigeren Themen gegangen. Chris Anderson nennt die Wikipedia in seinem Business-Bestseller "The Long Tail" daher als Beispiel für eine statistische Verteilung, bei der die kombinierten Nischenthemen mehr Gewicht haben als die populärsten Einträge zusammengenommen. (ws)