Filmverleih über iTunes - zunächst aber nur in den USA

Update: Steve Jobs präsentiert das "dünnste Notebook der Welt"

16.01.2008
In seiner Keynote zur Macworld Expo in San Francisco zeigte der Apple-Chef das extrem flache "MacBook Air", die Wireless-Backup-Lösung "Time Capsule" und neue Software für das iPhone. Außerdem startet Apple den Verleih von Filmen über iTunes - vorerst aber nur in den USA.

Apple startet mit Unterstützung aller großen Filmstudios über seinen Onlinedienst iTunes einen Film-Verleih. "Jedes große Studio ist an Bord", sagte Apple-Chef Steve Jobs am Dienstag (Ortszeit) auf der MacWorld Expo in San Francisco. Gleichzeitig kündigte Jobs das "dünnste Notobook der Welt" an, mit dem Apple seinen Marktanteil bei tragbaren Computern weiter ausbauen möchte.

Im US-Store von iTunes kann man jetzt auch Filme mieten.
Im US-Store von iTunes kann man jetzt auch Filme mieten.
Foto:

Die Apple-Aktie fiel nach der Jobs-Präsentation in New York allerdings um fast zehn Dollar (5,4 Prozent) auf 169 Dollar. "Die Präsentation entsprach dem, was die Leute erwartet hatten", sagte Chuck Jones, Fonds Manger bei Atlantic Trust Private Wealth Management in San Francisco. "Aber man hofft immer auf mehr." Der Kurs der Apple-Aktie hatte sich im vergangenen Jahr mehr als verdoppelt, nachdem das kalifornische Unternehmen seinen Gewinn erstmals über die Schwelle von drei Milliarden Dollar im Jahr geschoben hatte.

Über "iTunes Movie Rentals" wird Apple künftig in den USA mehr als 1000 Filme anbieten, die 30 Tage nach Erscheinen der DVD online ausgeliehen werden können, darunter Filme von Universal, Warner Bros., Sony, Fox, Paramount und Disney. Jobs kündigte an, noch im Jahr 2008 den Online-Verleih auch auf andere Regionen, insbesondere Europa auszuweiten.

Apple hat via iTunes inzwischen insgesamt vier Milliarden Musikstücke verkauft und dominiert damit den Online-Musikmarkt. Der Verkauf von TV-Shows (125 Millionen) und Filmen (sieben Millionen) in den USA zum Download verlief dagegen vergleichsweise schleppend. Einen Schub für den Online-Videovertrieb erwartet Jobs von einer Neuauflage der Settop-Box Apple TV, die künftig auch ohne einen Computer hoch auflösende Filme aus dem Netz laden kann.

MacBook Air

Das MacBook Air bezeichnete Jobs als das "weltweit dünnste Notebook". Das Gerät ist zwischen vier und 20 Millimeter dick und wiegt nur 1,36 Kilogramm. Sein 13,3-Zoll-Hochglanz-Bildschirm arbeitet mit einer LED-Hintergrundbeleuchtung, wie man sie schon vom 15-Zoll-MacBook-Pro her kennt. Die Auflösung beträgt 1280 mal 800 Pixel. Ausgerüstet ist das MacBook Air mit einem Intel Core-2-Duo Prozessor, der mit 1,6-GHz getaktet ist und auf 4 MB Level-2-Cache zugreift. Optional gibt es auch ein 1,8-GHz-Modell. Es ist wahrscheinlich, dass es sich dabei um die neuen "Penryn"-Chips mit 45-Nanometer-Strukturen handelt. Offiziell sagt Apple allerdings nichts dazu. Ebensowenig zum Chipsatz. Vermutlich werkelt noch ein Intel Santa-Rosa-Chipsatz im MacBook Air, denn der Nachfolger namens Montevina soll erst Mitte des Jahres auf den Markt kommen.

Das MacBook Air ist superdünn - allerdings hat es auch kein optisches Laufwerk.
Das MacBook Air ist superdünn - allerdings hat es auch kein optisches Laufwerk.
Foto: Apple

Als Massenspeicher nutzt das Gerät entweder eine 80-GB-Festplatte im 1,8-Zoll-Format oder eine 64-GB fassende Flash-Disk. Der Arbeitsspeicher liegt ab Werk bei 2 GB, er lässt sich nicht erweitern. Als Grafikchip dient der aus dem Intel-"Santa-Rosa"-Chipsatz her bekannte GMA X3100. Er bietet ordentliche Leistung, taugt aber nicht für anspruchsvolle 3D-Anwendungen oder Spiele. Damit dürfte klar sein, dass das MacBook Air von der reinen Leistung her noch unterhalb des MacBook rangiert. Im superdünnen Display ist sogar eine iSight-Videokamera integriert, sodass man wie gewohnt mit iChat Videokonferenzen abhalten kann.

Das MacBook Air hat eine normal große Tastatur, die beleuchtet ist. Interessant ist das neue Trackpad. Es bietet ähnlich wie das iPhone Multitouch-Funktionen. Man kann Bilder mit zwei Fingern zoomen oder Fensterinhalte mit drei Fingern scrollen. Laut Apple soll die Batterielaufzeit des MacBook Air bei maximal fünf Stunden liegen. Noch ist unklar, ob sich der Akku austauschen lässt oder ob er wie beim iPhone und bei den iPods fest eingebaut ist.

An Anschlussmöglichkeiten bietet das MacBook Air einen USB-2.0-Port und drahtlose Verbindungen wie Bluetooth 2.1 EDR und WLAN nach 802.11n. Auch ein DVI-Anschluss für den Betrieb externer Monitore ist vorhanden. Apple nennt diesen Mikro-DVI. Vermutlich handelt es sich dabei um einen neuen Anschlussstecker. Adapter auf DVI und VGA liegen jedoch bei.

Ethernet muss man über einen speziellen USB-zu-Ethernet-Adapter anschließen. Dieser kostet 30 Euro extra. Auf Firewire hat Apple beim MacBook Air allerdings ganz verzichtet. Eine Lösung, um DV-Camcorder anzuschließen bietet der Mac-Hersteller bislang nicht an. Auch ein internes optisches Laufwerk sucht man zunächst vergebens. Man kann es allerdings über USB anschließen, Apple bietet dazu ein externes Superdrive für 100 Euro an.

Mit einer speziellen Software für Mac und Windows, die Apple "Remote Disc" nennt, lassen sich zudem die optischen Laufwerke anderer Computer im Netz so benutzen, als wären sie direkt am MacBook Air angeschlossen. Das geht laut Apple sogar drahtlos. Ob man von einem solchen Laufwerk jedoch booten kann, ist fraglich und muss sich erst im Test zeigen. Auch die Apple Remote Fernbedienung liegt nicht ab Werk bei. Der Infrarotsensor ist allerdings eingebaut. Man kann die Fernbedienung also nachkaufen und benutzen.

Jobs betonte, mit dem neuen Notebook erfülle man etliche Forderungen der Umweltschutzorganisation Greenpeace, die Apple und andere Hersteller aufgefordert hatte, bei der Computerproduktion auf den Einsatz von giftigen Inhaltsstoffen zu verzichten. Das Aluminium-Gehäuse des MacBook Air sei gut zu recyceln. Außerdem verfüge das Gerät über ein quecksilberfreies LC-Display mit Glas ohne Arsenanteile, bromfreie Flammschutzmittel für die meisten Leiterplatten sowie eine PVC-freie Verkabelung im Inneren.

Das MacBook Air ist ab Februar 2008 erhältlich, Vorbestellungen nimmt Apple ab sofort im Apple-Store entgegen. Es gibt zwei Konfigurationen: Die Version mit 1,6GHz-CPU und 80-GB-Festplatte gibt es noch für halbwegs günstige 1700 Euro. Die Version mit 64-GB-Flash-Festplatte und 1,8-GHz-CPU kostet dagegen stolze 2870 Euro. Damit ist er Flachmann teurer als Apples 17-Zoll-Flaggschiff.

Time Capsule: Backup via Wi-Fi

Apple geht nun auch unter die Massenpeicher-Anbieter. Mit Time Capsule bringt der Mac-Hersteller eine externe Festplatte mit WLAN-Zugang. Diese sieht aus wie eine Airport Extreme Basisstation und bringt auch genau deren Funktionalität mit. Darüber hinaus enthält sie eine interne Festplatte mit wahlweise 500 GB oder 1 TB Kapazität. Damit sollen sich alle im Heimnetz befindlichen Macs über die "Time Machine" von Mac OS X 10.5 Leopard sichern lassen. Auch drahtlos eingebundene Notebooks gehören dazu.

Ein interessantes Detail: das Netzteil ist im Gegensatz zur Airport-Express-Basisstation in Time Capsule integriert, dennoch scheint das Gerät ohne Lüfter auszukommen. Time Capsule kommt im Februar auf den deutschen Markt. Die 500-GB-Version kostet 300 Euro, die 1-TB-Variante ist für 500 Euro zu haben.

Die komplette Keynote von Steve Jobs hat Apple inzwischen auch als QuickTime-Video ins Netz gestellt. Wer keine anderthalb Stunden Zeit hat, kann sich auch einen einminütigen Zusammenschnitt bei YouTube anschauen. Und die Neuigkeiten der iPhone-Firmware 1.1.3 stehen in unserem iPhone-Test-Blog. (dpa/macwelt/tc)