Internet-Fernsehen über die Xbox, mobile Geräte mit Bilderkennung und Sprachsteuerung

Microsoft-Gründer Bill Gates verspricht zum Abschied nutzerorientierte Technik

07.01.2008
Auch in seiner letzten großen Rede vor seinem Rückzug von Microsoft wagte Bill Gates einen Blick in die Zukunft. Auf der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas skizzierte er Web-Dienste für unterschiedliche Endgeräte, die den Nutzer mit Informationen versorgen und die Bedienung erleichtern sollen. Ferner gab er Deals für das Internet-Fernsehen bekannt sowie Online-Dienste für die Spielekonsole "Xbox" und den Media Player "Zune".

Die Rede des Microsoft-Gründers bei der Consumer Electronics Show dürfte sein letzter großer Auftritt vor seinem Rückzug aus der Firma sein. Künftig will sich der Milliardär und Visionär vor allem seiner Stiftung widmen. Nach den Worten von Gates steht ein zweites digitales Jahrzehnt bevor. Techniken würden sich stärker am Nutzen orientieren und Anwender in die Lage versetzen, sich auf einfache Weise miteinander zu verbinden. Künftig würden mobile Geräte ihren Besitzer automatisch mit lokalen und zur Situation passenden Informationen versorgen. Immer die aktuelle Software sowie Zugriff auf seine Daten zu haben, werden für den Anwender ebenso selbstverständlich sein wie die Bedienung per Sprache und Berührung, sagte der Stratege voraus. Das gelte auch für Computer im Auto. Gemeinsam mit Ford plant Microsoft ein "vernetztes Auto".

Als Beispiel dafür präsentierte der Firmengründer ein Gerät namens "Mobile Navigator", mit dem es möglich sein soll, Personen und Lokationen mittels Bilderfassung zu erkennen und dem Anwender dazu verfügbare Informationen anzuzeigen. Während einer Demonstration richtete Gates das System auf den anwesenden Microsoft-Unterhaltungschef Robbie Bach und erfuhr so, dass Bach ihm noch 20 Dollar schuldet. Wann und in welcher Form diese in Microsoft-Laboren entwickelte Technik auf den Markt kommt, vermochte der Visionär indes nicht zu sagen. Ferner stellte Gates vor, wie man mit einem Windows-Mobile-Gerät per Sprachsteuerung eine Kinokarte kaufen und diese an ein anderes Endgerät übertragen kann.

Mit Wettstreit mit Apple und Google

Breiten Raum in der letzten großen Rede von Bill Gates nahmen mobile Endgeräte und dazugehörige Web-Dienste ein.
Breiten Raum in der letzten großen Rede von Bill Gates nahmen mobile Endgeräte und dazugehörige Web-Dienste ein.
Foto: Microsoft

Schon mehrmals hatte hatte Gates auf der CES neue Verfahren angepriesen, die Softwaredienste und Endgeräte miteinander verbinden, doch gelang es dem Softwarekonzern nicht immer, diese dann auch der breiten Masse zur Verfügung zu stellen. Furore bei privaten Konsumenten machten dagegen Konkurrenten wie Apple mit mobilen Musikgeräten (iPod) sowie der Suchmaschinenprimus Google, der Web-Dienste für PC-Anwender und vermehrt auch für Nuzter mobiler Geräte vermarktet. Weder die eigene Suchmaschine, die Online-Dienste und -Werbeplattformen noch das iPod-Konkurrenzprodukt Zune von Microsoft können bisher mit den Angeboten der Wettbewerber mithalten.

Geschlagen geben will sich Microsoft jedoch nicht. Breiten Raum in der künftigen Strategie sollen offenbar Web-Dienste für mobile Endgeräte einnehmen. Zudem setzt das Unternehmen auf Partnerschaften, beispielsweise mit Unterhaltungskonzernen.

Für Nutzer der Spielekonsole Xbox wird es künftig Unterhaltungsangebote geben: Über die Website "Xbox Live" können Kunden TV-Sendungen und Filme der amerikanischen Medienhäuser MGM und ABC erwerben und abrufen. Auf diese Weise soll die Xbox zur Plattform für unterschiedliche Unterhaltungsinhalte heranwachsen. Eigenen Angaben zufolge hat Microsoft bisher 17,7 Millionen Xbox-Geräte verkauft. Xbox Live würden etwa zehn Millionen Menschen nutzen.

Olympische Spiele auf MSN

Bewegtbilder soll es auch auf "MSN" geben. Die diesjährigen Olympischen Spiele in China können Konsumenten über das Microsoft-Portal verfolgen. Der Konzern hat mit dem Medienunternehmen NBC eine Vereinbarung über die Ausstrahlung von Live-Sendungen getroffen.

Mit British Telecom konnte Microsoft einen weiteren Partner für "Mediaroom" (vormals "Microsoft IPTV") gewinnen. Dieser Microsoft-Dienst stellt privaten Konsumenten über Settop-Boxen Internet-Fernsehen (IPTV) zur Verfügung. Hierzu kooperiert der Konzern mit Telekommunikationsfirmen, darunter mit AT & T. Gates führte den Zuschauern mit "Zune Social" eine Online-Community für Nutzer des eigenen Zune Media Players vor. Sie können darüber Playlists mit anderen Teilnehmern austauschen sowie herausfinden, was Freunde auf ihrem Musikgerät abspielen sowie über einen Marktplatz Musikstücke erwerben.

Darüber hinaus widmete Gates seine letzte Keynote auch dem PC, auf dem Microsofts Imperium basiert. Der Hersteller Samsung wird in Zukunft eine Erweiterung für die eigenen Flachbildschirme anbieten, die es erlauben soll, von einem irgendwo im Haus stehenden Windows-Vista-Rechner Videos, Bilder und Musik abzuspielen. (fn)