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Facebook-Börsenflop

Investor warnt Startups vor schlechten Zeiten

05.06.2012
Schon im Hype vor dem Facebook-Börsengang hatten Experten gewarnt, ein Scheitern könnte verheerende Folgen für kleinere Internet-Firmen haben. Jetzt ist die Aktie im Keller, ein Investor stimmt Start-ups und Silicon Valley auf harte Zeiten ein.

Das Börsendebakel von Facebook sendet Schockwellen durch die amerikanische Internet-Branche. Ein Mitgründer des Start-up-Inkubators Y Combinator warnte seine jungen Online-Firmen vor schlechteren Zeiten. Sie sollten möglichst sparsam sein und sich auf sinkende Bewertungen einstellen, schrieb Paul Graham in einem am Dienstag im Internet veröffentlichten Brief. Die Facebook-Aktie verlor am Montag erneut drei Prozent auf 26,90 Dollar. Sie notiert mehr als ein Viertel unter dem Ausgabepreis von 38 Dollar beim Börsengang Mitte Mai.

Y Combinator hilft neuen Start-ups mit einer Anschubfinanzierung. Dafür bekommt die Plattform einen kleinen Anteil an dem Unternehmen. Noch wisse niemand, wie stark genau der verpatzte Börsengang von Facebook das Geschäft belasten werde, räumte Graham ein. Es gebe aber erste Anzeichen dafür. Er mache sich Sorgen, dass es für junge Internet-Firmen schwieriger werden könnte, an Geld heranzukommen und die Investoren bei Finanzierungsrunden die Bewertungen drücken. "Die beste Lösung ist, kein Geld zu brauchen", war sein Fazit. "Wenn sie bereits viel Geld eingesammelt haben, geben sie es nicht aus."

Grahams Mahnung erinnert an eine ähnliche Warnung der bekannten Internet-Investmentfirma Sequoia Partners aus dem Jahr 2008. Damals hatte die Finanzkrise auch die Geldströme im Silicon Valley südlich von San Francisco ausgedünnt.

Die Bewertungen von Internet-Unternehmen waren vor dem Facebook-Börsengang nochmal in die Höhe gegangen. Unter einer Milliarde schien kaum noch etwas zu gehen. So erklärte sich Facebook bereits, gut eine Milliarde Dollar für die Fotoplattform Instagram zu zahlen (durch die Aktienkomponente ist der Deal inzwischen deutlich weniger wert).

Das Online-Notizbuch Evernote wurde bei der jüngsten Finanzierungsrunde mit einer Milliarde Dollar bewertet, der Bilderdienst Pinterest mit 1,5 Milliarden. Beim Musikdienst Spotify, der viele Nutzer, aber bisher nur Verluste hat, konnte man zuletzt laut Medienberichten nur zu einer Bewertung von vier Milliarden Dollar einsteigen. Einige Beobachter fühlten sich in diesem Umfeld an die Börsenblase zur Jahrhundertwende erinnert, bei der Investoren viel Geld in Online-Firmen pumpten, ohne auf das Geschäftsmodell zu achten. (dpa/tc)