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Viele Fragen bleiben

Facebook legt seinen Börsenprospekt vor

02.02.2012
Facebook hat den ersten Schritt auf seinem Weg an die Börse getan. Am späten Mittwoch veröffentlichte das weltgrößte soziale Netzwerk seinen Börsenprospekt, mit dem es bei Investoren für seine Aktien wirbt. Einen Termin für den eigentlichen Gang aufs Parkett gibt es noch nicht.

Das Volumen des Börsengangs liegt bei zunächst 5 Milliarden Dollar und damit nur halb so hoch wie ursprünglich erwartet. Allerdings kann sich diese Summe noch erhöhen. Es ist üblich, dass Firmen tiefstapeln, dann die Reaktion der Investoren abwarten und - falls genügend Nachfrage besteht - später den Preis erhöhen.

Wie der Börsenprospekt weiter verrät, wächst Facebook rasant und verdient auch Geld, vor allem mit Werbeeinnahmen: Im vergangenen Jahr blieben unterm Strich 1 Milliarde Dollar übrig, 2010 waren es 606 Millionen Dollar und 2009 immerhin schon 229 Millionen Dollar. Der Umsatz lag zuletzt bei 3,7 Milliarden Dollar, ein Plus von 88 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Zum Vergleich: Google hatte im Fiskaljahr 2011 37,9 Milliarden Dollar umgesetzt und daraus 9,73 Milliarden Dollar Nettogewinn erwirtschaftet - jeweils rund zehn Mal so viel wie Facebook. Die Marktkapitalisierung des Internet-Rivalen beträgt aktuell 188,85 Milliarden Dollar. Und Apple hatte allein im ersten Quartal (Ende: 31. Dezember 2011) seines neuen Geschäftsjahres 46,33 Milliarden Dollar erlöst und unterm Strich 13 Milliarden Dollar Reingewinn ausgewiesen; die Market Cap des iPhone-, iPad- und Mac-Herstellers liegt momentan bei 425,34 Milliarden Dollar.

Viele Investoren stellen sich nun die Frage, ob dievon Facebook ausgewiesenen Zahlen die kolportierte Firmenbewertung von 75 bis 100 Milliarden Dollar rechtfertigen. Facebook selbst lässt in dem Börsenprospekt noch keine Rückschlüsse darauf zu, welchen Wert das Management dem Unternehmen zumisst. Weder wird die Anzahl der auszugebenden Aktien angegeben, noch der Preis für das einzelne Papier.

Bis zum eigentlichen Börsengang, der für das späte Frühjahr oder den Sommer erwartet wird, wird Facebook die Informationen noch nachreichen. Dann wird auch feststehen, ob sich Gründer Mark Zuckerberg selbst von Anteilen trennt. Er hält laut den Angaben aus dem Prospekt gut 28 Prozent der Anteile. Das gesamte Management kommt auf 70 Prozent, der Rest liegt bei Finanzinvestoren.

Zuckerberg schrieb in einem Brief, der den Antrag begleitet: "Facebook wurde ursprünglich nicht gegründet, um ein Unternehmen zu sein. Es wurde aufgebaut, um eine soziale Mission zu erfüllen - die Welt offener und vernetzter zu machen." Der Gründer brachte es auf eine einfache Formel: "Wir entwickeln keine Dienste, um Geld zu machen; wir verdienen Geld, um bessere Dienste zu entwickeln.

Facebook gilt als der spektakulärste Börsengang des Internet-Zeitalters angesichts der 845 Millionen Nutzer - auch diese genaue Zahl enthüllte Facebook im Prospekt. Bereits seit Tagen ist die Wall Street in heller Aufregung. Investoren hoffen auf ein lukratives Investment, Banker und Aktienhändler auf satte Gebühreneinnahmen.

Facebook würde selbst mit den genannten 5 Milliarden Dollar noch einen der größten Internet-Börsengänge aller Zeiten hinlegen. Zum Vergleich: Suchmaschinenprimus Google kam im Jahr 2004 auf Einnahmen von 1,7 Milliarden Dollar. Die Gesamtbewertung damals bei 23 Milliarden Dollar. Bis heute sind daraus 189 Milliarden Dollar geworden.

Das Neue auf einen Blick

Mit den Unterlagen zum Börsengang hat Facebook zum ersten Mal ausführliche Zahlen zu seinem Geschäft veröffentlicht. Die wichtigsten Erkenntnisse auf einen Blick:

  • Facebook ist schon seit Jahren profitabel. 2011 gab es eine Milliarde Dollar Gewinn, im Jahr davor 606 Millionen und 2009 auch schon 229 Millionen Dollar. Im Jahr 2008 lag der Verlust bei 56 Millionen Dollar und 2007 bei 138 Millionen Dollar.

  • Facebook ist inzwischen ein außerordentlich lukratives Geschäft. Den Milliardengewinn 2011 schaffte das Online-Netzwerk mit nur 3,7 Milliarden Dollar Umsatz.

  • Facebook macht sein Geld vor allem mit Werbung. 2011 lag der Anteil bei 85 Prozent.

  • Die virtuellen Welten des Onlinespiele-Spezialisten Zynga sind ein wichtiges Element des Facebook-Geschäfts. Im vergangenen Jahr steuerte der Anbieter von Games wie "Farmville" oder "Cityville" zwölf Prozent der Facebook-Umsätze bei.

  • Facebook hat mehr aktive Mitglieder als man bisher dachte. In den Börsenunterlagen spricht das Online-Netzwerk von 845 Millionen aktiven Nutzern im Monat Ende 2011 und nicht einfach nur Mitgliedern. Davon suchten im Dezember pro Tag im Schnitt 483 Millionen Facebook auf. Von mobilen Geräten greifen im Monat 425 Millionen Menschen auf Facebook zu. Sie bekommen aktuell keine Werbung zu sehen.

Bereits seit längerem wird über einen Börsengang von Facebook spekuliert. In der jüngeren Vergangenheit hatten Internetfirmen wie das berufliche Netzwerk LinkedIn, das Schnäppchenportal Groupon und der Spieleentwickler Zynga ("Farmville") den Sprung aufs Parkett gewagt. Das war vielfach als Testlauf für Facebook gesehen worden.

Gründer Zuckerberg wollte die Kontrolle über sein Unternehmen lange nicht aus der Hand geben. Statt eines Börsengangs sammelte er in mehreren nicht öffentlichen Finanzierungsrunden Geld von großen Investoren ein. Und obwohl er Unternehmensteile verkaufte, hielt er die Zügel stets fest in der Hand, wie das Börsenprospekt zeigt: Weil andere Anteilseigner ihm ihre Stimmen übertragen haben, liegen 57 Prozent aller Stimmrechte in seiner Hand. (dpa/tc)