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Übernahme von ITA

Google strebt Schlüsselrolle bei Flugticket-Suche an

02.07.2010
Google hat den nächsten Wachstumsmarkt für sich entdeckt: Das Online-Geschäft mit Flugtickets.
Eric Schmidt (Fotos: Google)
Eric Schmidt (Fotos: Google)
Foto: Google

Der Internet-Riese will zwar selbst keine Flugreisen verkaufen. Er gibt aber ganze 700 Millionen Dollar (rund 560 Millionen Euro) aus, um einen Software-Spezialisten für Fluginformationen zu kaufen. Dem Geschäft dürfte eine harte Prüfung durch amerikanische Wettbewerbshüter bevorstehen, da Google damit eine Schlüsselposition bei der Suche nach passenden Flugreisen im Internet gewinnt.

Das Unternehmen ITA Software, für das Google komplett in Cash bezahlt, wertet Flugreise-Informationen aus und stellt die Daten zum Beispiel Reise-Websites wie Expedia zur Verfügung. Pikant an der Übernahme ist, dass auch die Suchmaschine Bing des Google-Rivalen Microsoft zu den ITA-Kunden zählt. Google beeilte sich zu betonen, dass alle bisherigen Verträge erfüllt werden.

Allerdings machen sich die Reise-Anbieter große Sorgen, schon seitdem es im April erste Medienberichte über Gespräche zwischen ITA und Google gegeben hatte. Dem "Wall Street Journal" zufolge sollen Expedia sowie die Wettbewerber Kayak, Travelport und Amadeus in den vergangenen Monaten gemeinsam versucht haben, ITA vor Google wegzuschnappen; die von wenigen Aktionären kontrollierte Firma ließ sie aber abblitzen. Die bisherigen Eigentümer sollen nach Informationen der Zeitung zunächst eine Milliarde Dollar verlangt haben, Google habe aber den Preis gedrückt.

Google wolle mit der Übernahme die Suche nach Flugtickets deutlich verbessern, kündigte der Internet-Konzern an. Einfach nur wie andere die ITA-Software zu lizenzieren, hätte für die angedachten Innovationen nicht ausgereicht, sagte Konzernchef Eric Schmidt.

ITA war in den 90er Jahren von Computerspezialisten gegründet worden und wird in der Branche hoch geschätzt. Flugreise-Informationen auszuwerten, ist ein hartes Geschäft: Die Preismodelle der Airlines sind oft verwirrend komplex, viele Passagiere in einem Flugzeug bezahlen völlig unterschiedliche Preise für ihren Flug.

Marissa Mayer
Marissa Mayer
Foto: Google

Der hohe Kaufpreis zeugt unmissverständlich davon, dass Google mit glänzenden Geschäftsaussichten in diesem Bereich rechnet. Bereits heute werde knapp jedes zweite Flugticket online gekauft, betonte Google-Managerin Marissa Mayer. Es würden schnell immer mehr werden.

Google dürfte auch mehr Werbeanzeigen platzieren können, wenn noch mehr Menschen sich über den Suchmaschinen-Primus über Flugreisen informieren.

ITA Software aus Boston ist vor allem in den USA aktiv. Das Geschäftsvolumen in Europa sei so gering, dass die Übernahme nicht bei den dortigen Wettbewerbshütern angemeldet werden müsse, betonte Google. (dpa/tc)