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DST erhält Zuschlag

AOL verkauft ICQ nach Russland

28.04.2010
Der Internet-Pionier AOL hat den Chat-Dienst ICQ nach Russland verkauft. Für knapp 188 Millionen Dollar schlug Digital Sky Technologies (DST) zu, nach eigenen Angaben die größte Internet- Firma in Osteuropa.

ICQ habe ein gutes neues Zuhause gefunden, sagte AOL-Chef Tim Armstrong am Mittwoch in New York. DST ist unter anderem am Online-Netzwerk Facebook beteiligt. Für die Nutzer soll sich erstmal nichts ändern. ICQ hat seine Wurzeln 1996 in Israel, ist mittlerweile aber in 16 Sprachen verfügbar. Mehr als 32 Millionen Menschen chatten monatlich über den Dienst. Neben Russland, Tschechien und Israel ist Deutschland einer der größten Märkte.

AOL befindet sich nach der Loslösung von Time Warner im Umbruch. Die harten Einschnitte zahlen sich langsam aus. Nach einem Minigewinn am Ende des vergangenen Jahres verdiente der Internet-Pionier im ersten Quartal unterm Strich wieder 35 Millionen Dollar. "AOL macht Fortschritte", sagte Konzernchef Armstrong. Dem Unternehmen kommt auch der angesprungene Werbemarkt zugute.

AOL ist erst seit Mitte Dezember wieder eigenständig. Im ersten Quartal 2009 - noch beim damaligen Mutterkonzern - hatte das Unternehmen 83 Millionen Dollar verdient. Doch in der Wirtschaftskrise brachen die Anzeigen weg und flüchteten die Nutzer. Der Umsatz sank um 23 Prozent auf 664 Millionen Dollar. AOL begegnet dem rückläufigen Geschäft mit Einsparungen. Die Kosten gingen bereits deutlich zurück. Im November hatte AOL angekündigt, rund 2500 Stellen und damit ein Drittel aller Arbeitsplätze zu streichen. Aus Deutschland hat sich das Unternehmen ganz zurückgezogen.

Das teuer eingekaufte soziale Netzwerk Bebo steht auf der Kippe. AOL prüfe derzeit die Möglichkeiten, hieß es, inklusive eines Verkaufs oder einer Schließung. AOL hatte die britische Website vor zwei Jahren für 850 Millionen Dollar übernommen. Bebo hat inzwischen aber Millionen Mitglieder an Konkurrenten wie MySpace oder Facebook verloren.

Die vor 25 Jahren gegründete AOL hatte sich auf dem Höhepunkt der Internet-Euphorie mit dem Medienkonzern Time Warner zusammengeschlossen. Als die sogenannte Dotcom-Blase platzte, geriet die 100 Milliarden Dollar schwere Ehe in eine Krise. AOL wurde zu einer Randsparte des Konzerns degradiert. Letztlich entschied sich Time Warner für die Scheidung. (dpa/tc)