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Google-Gründer

Sergey Brin nennt auch persönliche Gründe für China-Ausstieg

25.03.2010
Hinter dem weitgehenden Rückzug des Suchmaschinen-Betreibers Google aus China stecken auch sehr persönliche Gründe.
Google-Mitgründer Sergey Brin
Google-Mitgründer Sergey Brin
Foto: Google

Firmenmitgründer Sergej Brin, der 1979 im Alter von sechs Jahren aus der Sowjetunion in die USA übersiedelte, sieht sich bei der Volksrepublik an das totalitäre Regime seiner alten Heimat erinnert. Zwar habe China große Fortschritte beispielsweise bei der Bekämpfung der Armut gemacht, räumte er gegenüber dem "Wall Street Journal" ein. "Trotzdem erkenne ich in einigen ihrer Verhaltensweisen die gleichen Merkmale des Totalitarismus, besonders in Sachen Zensur und bei der Überwachung von Andersdenkenden."

Die Kompromisse, die Google in China habe eingehen müssen, seien letztlich zu groß gewesen, sagte Brin in dem am späten Mittwoch veröffentlichten Interview. Nach den Olympischen Spielen 2008 in Peking habe sich die Lage noch einmal verschlechtert. Das Fass zum Überlaufen gebracht habe schließlich der Hacker-Angriff, sagte Brin. Bei dieser Attacke im vergangenen Jahr waren nicht nur Firmengeheimnisse gestohlen worden. Die Angreifer hatten auch versucht, in die E-Mail-Konten von chinesischen Dissidenten einzudringen. US-Ermittler vermuten Verbindungen zwischen den Hackern und der chinesischen Regierung, die das allerdings dementiert.

Google hatte Anfang des Jahres angekündigt, die staatlich verordnete Zensur seiner chinesischen Suchmaschine beenden zu wollen. Das kommt einem Rückzug aus dem Riesenland gleich. Denn die chinesische Regierung hatte in den vergangenen Wochen mehrfach klargemacht, dass sie Googles Vorgehen nicht dulden werde. Am Montag schließlich lenkte Google die chinesischen Anfragen auf seine nicht zensierte Website in Hongkong um. Nutzer berichteten aber bereits über Einschränkungen. So sind zwar Treffer zu kritischen Inhalten zu sehen, doch die Webseiten selbst sind gesperrt.

Google-Mitgründer Brin sieht das Vorgehen seines Unternehmens dennoch als Erfolg an, weil es Signale an Staaten aussende, die den Zugang zum Internet beschränken wollten. Namentlich nannte Brin Australien. Dort sollen "anstößige" Inhalte unter Berufung auf den Jugendschutz herausgefiltert werden. Auch in Deutschland läuft seit Jahren eine Diskussion über die Sperrung bestimmter Seiten. (dpa/tc)