Outlook lernt VoIP

29.11.2005
Von Helmut Linz

Einfach zu erweitern

Zudem können im Prinzip an jedem PC mit Netzzugang zusätzliche Telefonarbeitsplätze ohne großen Aufwand jederzeit neu eingerichtet werden - egal ob das im 50 Kilometer entfernten Ettlingen geschieht oder im Home Office eines Vertriebsmitarbeiters in Hamburg. Dabei ist egal, ob als Netz WLAN, GPRS, UMTS oder DSL verwendet wird, der neuen Telefonie ist jede Verbindung ins Datennetz recht. Wechselt ein Mitarbeiter seinen Standort - etwa von der Zentrale ins Home Office oder auch nur in eine andere Etage - , bleibt er unter der gleichen Nummer erreichbar, auch im Ausland. Bei ausgeschaltetem PC oder in Abwesenheit kann der Benutzer nach Belieben per Mausklick seine Nummer auf Mobiltelefone oder Kollegen umleiten.

Controller Rainer Thallner ist zufrieden: "Die neue Lösung bietet mehr Leistung für weniger Geld. So lassen sich beispielsweise unsere telefonischen Aktivitäten im Vertrieb besser abbilden und dokumentieren."
Controller Rainer Thallner ist zufrieden: "Die neue Lösung bietet mehr Leistung für weniger Geld. So lassen sich beispielsweise unsere telefonischen Aktivitäten im Vertrieb besser abbilden und dokumentieren."

Kommen neue Mitarbeiter hinzu, benötigt Zimmer nur weitere Lizenzen. Als Hardware reicht ein Headset oder ein Handapparat, der einfach über die USB-Schnittstelle mit dem PC verbunden wird. Display und Tastatur, wie sie heute übliche Bürotelefone besitzen, sind überflüssig. Alle VoIP-Funktionen werden nämlich über das Mail-Programm Outlook am Computer des Users bedient. Telefoniert der Anwender mit einem Teilnehmer außerhalb des Datennetzes, dann stellt der Netz-Server die Verbindung zur Außenwelt automatisch über ein angeschlossenes "Netphone Gateway" her. Die Qualität der Sprachverbindung ist in jedem Fall einwandfrei, bestätigen Mitarbeiter.

Zentrale Datenpflege

Über den Server in der Firmenzentrale greifen alle User auf einen identischen Datenpool an Adressen und Telefonnummern zurück. Deren Pflege und Aktualisierung übernimmt der Administrator statt jeder Mitarbeiter am eigenen Telefon. "Die Mitarbeiter akzeptieren die neue Lösung gut", freut sich Frank Zimmer als verantwortlicher Systemadministrator. Für ihn und sein Team brachte VoIP zudem eine Arbeitserleichterung, denn er muss jetzt nur noch das "multifunktionale" Datennetz des Unternehmens betreuen und keine zusätzliche Telefonanlage mehr.

Auf Anwenderseite lernte man schnell die leistungsfähigen Funktionen wie Umleitung, Weiterleitung, Anrufbeantworter, Teilnehmerdaten etc. schätzen. Zumal sie für den Benutzer leicht zu bedienen sind: Er kann die Funktionen direkt in Outlook leicht handhaben und verwalten. Nachrichten vom Anrufbeantworter können beispiels- weise wie Dokumente im Mail-Anhang an beliebig viele Teilnehmer als Sound-Datei weitergeleitet werden. Eingehende, ausgehende oder unbeantwortete Telefonate werden wie E-Mails in Ordnern bearbeitet, archiviert und verwaltet.

Microsoft kauft Mediastreams

Die Zukunft der hier vorgestellten VoIP-Lösung von Mediastreams ist ungewiss. Das Schweizer Unternehmen wurde nämlich kürzlich überraschend von Microsoft gekauft. Der Konzern schließt damit eine empfindliche Lücke in seinem Portfolio, denn bislang konnten die Redmonder im Business-Segment keine eigene VoIP-Lösung vorweisen.

Mit der Übernahme ist Microsoft nun erstmals in der Lage, auch eigene VoIP-Angebote im Enterprise-Segment zu unterbreiten. Mit dem Know-how der Schweizer will Microsoft seine Vision einer "Unified Communication" verwirklichen, bei der sämtliche Kom- munikationsmittel wie E-Mail, Instant Messaging, SMS, Telefonie sowie Audio-, Video- und Web-Konferenzen zusammengeführt werden.

Nach den derzeitigen Plänen könnte die Mediastreams-Technik in die Entwicklung des "Office Live Communications Server" einfließen und würde damit ein Bestandteil der "Office-Real-Time-Collaboration"-Plattform. Zumindest organisatorisch wird das Züricher Unternehmen, das als hundertprozentige Microsoft-Tochter weiter an seinem Stammsitz agiert, ein Teil von Microsofts Real Time Collaboration Group.

Unter dem Strich ist auch Rainer Thallner, Controller bei der Zimmer GmbH, zufrieden: "Durch den Wegfall der Telefongebühren bei Gesprächen mit den bundesweit verteilten Kollegen und durch die entfallenden Kosten für Anschaffung und Administration einer normalen TK-Anlage sparen wir im Jahr einen größeren Betrag. Gleichzeitig profitieren wir von der höheren Leistungsfähigkeit der neuen Lösung."