Vor dem IT-Gipfel

Wirtschaft unzufrieden mit digitaler Infrastruktur

30.11.2011
Sechs Tage vor dem IT-Gipfel der Bundesregierung in München hat die Wirtschaft mehr Tempo beim Ausbau der digitalen Infrastruktur gefordert.

Inzwischen sei die Verfügbarkeit von Breitbandanschlüssen in allen Regionen wichtiger als die flächendeckende Versorgung mit vierspurigen Autobahnen, sagte der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther, bei der Vorstellung einer Studie in Berlin. Demnach sind noch 18 Prozent aller Unternehmen in Deutschland offline.

Der Präsident des Fachverbands Bitkom, Dieter Kempf, sagte, der Ausbau der Breitbandversorgung könnte schneller erfolgen. Er verwies auf seinen eigenen Wohnort am südlichen Rand von Nürnberg: "Dort gibt es eine massive Unterversorgung, welche die Wirtschaft behindert." Jetzt werde die Abdeckung mit schnellem Internet auch in dieser Region eingeleitet - gleichzeitig mit festen Leitungen wie mobil mit dem neuen Standard LTE.

Beim IT-Gipfel am kommenden Dienstag in München werde die Branche "in aller gebotenen Höflichkeit ein paar Dinge ansprechen, die uns weniger gefallen", sagte Kempf. Dazu gehörten auch das Aus für den elektronischen Entgeltnachweis (Elena) und andere IT-Projekte in der öffentlichen Verwaltung.

Signal für den Aufbau intelligenter Netze

Vom IT-Gipfel werde ein Signal für den Aufbau intelligenter Netze ausgehen, kündigte Kempf an, und nannte dabei Energie, Verkehr, Gesundheit, Behörden und Bildung. "Wir werden die Herausforderungen in diesen zentralen Bereichen nur meistern können, wenn wir IT-Lösungen einsetzen", sagte der Präsident des Branchenverbands.

Die Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln ergab, dass fast die Hälfte (46 Prozent) aller Umsätze von Unternehmen erzielt werden, für die das Internet eine wichtige oder gar zentrale Rolle spielt. Jedes dritte der 2500 vom IW befragten Unternehmen hat die Abhängigkeit des eigenen Geschäftsmodells vom Internet als mittelgroß angegeben, 18 Prozent als stark, sehr stark oder vollständig".

"Das sind nicht nur Startups, sondern auch klassische Industrieunternehmen", da zwei Drittel von ihnen zehn Jahre und älter seien, sagte der Wirtschaftswissenschaftler Hüther. Es gebe eine Avantgarde von Unternehmen, die die anderen ziehen müsse. "Für die deutsche Wirtschaft ist das Web die Dampfmaschine des 21. Jahrhunderts." (dpa/sh)