Open Access

QSC plant offenes Glasfaserprojekt in Deutschland

25.08.2010
Der mittelständische Telekomanbieter QSC positioniert sich als Vorreiter für offene Glasfasernetze in Deutschland.

QSC will künftig als Vermittler zwischen den Besitzern von Glasfasernetzen und anderen Telekomfirmen auftreten, die Interesse an den schnellen Leitungen haben. "Wir schaffen eine Drehscheibe für regionale Anbieter von Glasfasernetzen und die Nachfrage nach Kapazitäten dort", sagte der Chef des Kölner Unternehmens, Bernd Schlobohm, dem "Handelsblatt" am Mittwoch.

QSC-Chef Bernd Schlobohm
QSC-Chef Bernd Schlobohm
Foto: QSC AG

Der Ausbau von Glasfasernetzen wird derzeit heiß in der Branche diskutiert. Denn die Verlegung ist äußerst kostspielig. 30 bis 50 Milliarden Euro könnte der Aufbau eines Glasfasernetzes laut Schätzungen in Deutschland verschlingen, einen Großteil davon machten die Grabungsarbeiten aus. Nach Berechnungen der Deutschen Telekom kostet die Verlegung von einem Kilometer Glasfaser-Kabel in der Erde bis zu 50.000 Euro. Das ist ein Grund, warum es in Deutschland bislang nur in wenigen Orten echte Glasfaserleitungen bis in die Gebäude gibt. Häufig sind es Stadtnetzbetreiber, die Glasfaser in ihre bereits vorhandenen Röhren schießen.

Außerdem lohnen sich die schnellen Netze nur, wenn sie gut ausgelastet sind. Die Telekombranche ist sich deshalb einig, dass ein deutschlandweites Glasfasernetz nur gemeinsam gestemmt werden kann. Die Öffnung der Netze für Dritte und gemeinsame Standards werden im so genannten NGA-Forum der Bundesnetzagentur diskutiert. Telekomkonzerne, Politiker, aber auch Kabelnetzbetreiber, Netzwerkausrüster und Energieversorger sitzen seit dem Frühjahr an einem Tisch. Gut ein Jahr wollen sie sich Zeit gegeben, um Möglichkeiten für einen gemeinsamen Glasfaseraufbau in Deutschland abzuklopfen. "Open Access" nennt sich die Idee neudeutsch.

QSC startet ein solches Projekt nun im Kleinen. In einem ersten Schritt soll das Glasfasernetz des Regionalcarriers HL komm in Leipzig weitervermittelt werden. Als potenzieller Kunde hat sich bereits der DSL-Anbieter United Internet gemeldet, der DSL-Anschlüsse von Netzbetreibern weiterverkauft. Anfang 2011 will die United-Internet-Tochter 1&1 die ersten Anschlüsse mit Bandbreiten von bis zu 100 Megabit je Sekunde in ihr Produktangebot integrieren. Weiteres Interesse ist da: "Wir führen Gespräche mit einem Dutzend weiteren Infrastrukturanbietern", sagte Schlobohm dem "Handelsblatt".

Die Netzagentur begrüßt den Vorstoß: Im Rahmen des NGA-Forum seien genau solche Modelle auf breiterer Ebene geplant, sagte ein Sprecher. Auch beim Branchenverband VATM, in dem mehr als 100 deutsche Telekomunternehmen organisiert sind, lobt man die Pläne von QSC. "Das ist die Umsetzung dessen, was wir mit dem NGA-Forum voranbringen wollen", sagte eine Sprecherin.

QSC erschließt sich mit den Vermittlerdiensten ein neues Geschäftsfeld. Wie hoch die Umsatzbeteiligung je Anschluss ausfällt, wollte eine Sprecherin zwar nicht beziffern. Der Kölner Mittelständler hat aber bereits Erfahrung mit der Vermittlung von Netzkapazitäten. Mit Telekom-Produkten und Dienstleistungen für Firmenkunden und der Vermietung seines eigenen Netzes macht QSC einen Jahresumsatz von rund 420 Millionen Euro. Die Investitionen in die neuen Plattform halten sich laut der Sprecherin in Grenzen. Lediglich die Schnittstellen müssten konfiguriert werden, das läuft in modernen Netzen inzwischen über Software. QSC selbst hat kein Glasfasernetz und will auch in Zukunft nicht in Glasfaser investieren. Zuletzt fuhren die Kölner ihre Investitionen deutlich zurück, 2009 waren es nur noch 6,5 Millionen Euro. (dpa/tc)