Glasfaserausbau der Telekom

Wird 2014 das Telefonnetz abgeschaltet?

18.08.2008
Die Telekom will bis 2014 ihr Netz mit Glasfasern aufrüsten. Damit könnte sie dann die Konkurrenz aussperren.

Einem Bereicht der "WirtschaftsWoche" zufolge will Telekom-Konzernchef René Obermann bis zum Jahr 2014 weite Teile Deutschlands mit Glasfasernetzen modernisieren. Dabei soll die traditionelle Telefonvermittlung durch nahezu vollautomatische Internet-Techniken ersetzt und rund 7.000 der insgesamt 7.900 Schaltstellen (Hauptverteiler) im gesamten Bundesgebiet geschlossen werden.

"Das ist ein Modell, wie wir uns das künftig vorstellen könnten", sagte ein Konzernsprecher der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX und bestätigte damit im Grundsatz den Artikel der "Wirtschaftswoche". Ein entsprechendes Diskussionspapier habe die Telekom ihren Mitbewerbern vorgelegt, sagte der Sprecher. Allerdings sei offen, ob die Pläne so umgesetzt würden.

Sollte die Telekom bis 2014 ihre Netzstruktur wirklich drastisch straffen, würde sie dadurch nicht nur Personal- und Übertragungskosten in Milliardenhöhe einsparen, sondern gleichzeitig dem Gros ihrer Konkurrenten die Wettbewerbsgrundlage entziehen. Unternehmen wie Arcor, Telefonica oder QSC besitzen zwar eigene Leitungen. Für den Zugang zu den Hausanschlüssen - die so genannte letzte Meile - nutzen sie aber rund 4.000 Schaltstellen der Telekom und erreichen so mittlerweile 70 Prozent der deutschen Haushalte.

Damit könnte dann Schluss sein, wenn die Telekom ihre Pläne verwirklicht und die Hauptverteiler schließt. In ihren Planspielen will die Telekom ferner das alte Telefonnetz komplett abschalten, wenn nur noch sieben Millionen Haushalte traditionelle Analog- oder ISDN-Anschlüsse nutzen. Diese Kunden will der Carrier dann zwangsmigrieren. Derzeit nutzen laut "WirtschaftsWoche" noch 29 Millionen Haushalte das alte Netz.

"Die Telekom zieht alle Vorteile aus dem Netzumbau", zitiert die Zeitschrift Netcologne-Chef Werner Hanf. "Und den Konkurrenten werden alle Nachteile aufgebürdet." Ihnen drohten Wertberichtigungen von rund einer Milliarde Euro, weil sich viele ihrer Infrastruktur-Investitionen bis zur Schließung der Hauptverteiler nicht amortisierten. Dagegen könne die Telekom auf Sondererlöse von bis zu 3,5 Milliarden Euro hoffen, wenn sie die freiwerdenden Immobilien-Standorte verkaufe. Die Organisationen der Konkurrenten, der Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) und der Bundesverband Breitbandkommunikation (Breko), fordern deshalb Übergangsfristen von mindestens sieben Jahren oder Ausgleichszahlungen. (dpa/hi)