Mobile World Congress

Neue Smartphones und Milliarden für Nokia

14.02.2011
Jetzt ist es offiziell: Microsoft lässt sich die Gunst seines neuen Partners Nokia Milliarden kosten.

Der Windows-Konzern werde auf diese Weise Nokias Beitrag zu der Partnerschaft vergüten, sagte Nokia-Chef Stephen Elop am Sonntagabend auf dem Mobile World Congress (MWC) in Barcelona. In Medienberichten war zuvor schon spekuliert worden, Microsoft und Rivale Google hätten sich einen regelrechten Bieterwettstreit geliefert, um den Handy-Weltmarktführer für sich zu gewinnen.

Während Nokia zum Auftakt des wichtigsten Treffs der Mobilfunk-Branche nur auf Bildern zeigen konnte, wie Nokia-Handys mit Windows-Betriebssystem möglicherweise aussehen werden, machten Rivalen Nägel mit Köpfen. Sony Ericsson präsentierte das seit langem erwartete "Playstation-Handy", Samsung die neue Version seines Flaggschiff-Modells Galaxy S.

Sony Ericssons Spiele-Handy "Xperia Play" fehlt zwar das Wort Playstation im Namen, es ist aber eindeutig eine Kreuzung aus Mobiltelefon und der mobilen Spielekonsole PSP. Wenn man das Gerät aufklappt, kommen statt einer Tastatur die gewohnten Bedienelemente der Playstation Portable zum Vorschein.

Mit dem Xperia Play antwortet Sony auf die rasant wachsende Konkurrenz durch Smartphones für mobile Spielekonsolen. Inzwischen gibt es kaum ein Mobiltelefon mehr, das nicht auch Spiele im Angebot hat. Mit der "Playstation Suite"-Anbindung sollen Playstation-Spiele im Prinzip auf jedem Mobiltelefon mit dem Google-Betriebssystem Android laufen können, das neue Sony-Handy ist nur die konsequenteste Umsetzung.

Samsung beansprucht für sich, mit dem "Galaxy S II" das bisher dünnste Smartphone gebaut zu haben. Es ist nur 8,9 Millimeter dick. Der Bildschirm mit einer Diagonalen von 4,3 Zoll (10,9 cm) füllt fast die komplette Oberfläche aus, die Hauptkamera hat eine Auflösung von 8 Megapixel. Eine Reihe von Features soll vor allem Enterprise-Nutzer ansprechen. Auch Samsungs Telefon läuft mit dem Android- Betriebssystem, dass Ende 2010 die Führung im Smartphone-Markt übernahm. Zudem zeigte Samsung seinen neuen Tablet-Computer Galaxy Tab, der mit einer Bildschirmgröße von 10 Zoll direkt Apples erfolgreiches iPad angreifen soll.

Apple bleibt dem Mobile World Congress zwar traditionell fern, sorgte aber dennoch für Gesprächsstoff. Pünktlich zu den Ankündigungen der Konkurrenz verdichteten sich Hinweise darauf, dass es zum Sommer ein deutlich günstigeres iPhone-Modell geben soll. Es werde nur etwa halb so groß wie das heutige iPhone 4, mit einem Bildschirm, der fast die gesamte Oberfläche ausfüllt, berichtete das "Wall Street Journal" am Sonntagabend. Das wichtigste aber: Das Mini-iPhone solle für die Netzbetreiber nur noch halb so teuer sein, was es in eine Preisklasse mit vielen Konkurrenz-Modellen bringen würde. Der erkrankte Apple-Chef Steve Jobs arbeite an dem Gerät von Zuhause aus mit.

Nokia suchte in Barcelona die neue Smartphone-Strategie zu verteidigen. Der neue Chef Stephen Elop hatte am Freitag angekündigt, künftig hauptsächlich auf Microsofts Plattform Windows Phone zu setzen. Die Aktie sackte daraufhin um 14 Prozent ab. Der Weltmarktführer hatte zuletzt deutlich an Boden verloren - gegen Android und das iPhone.

Elop rechtfertigte ausdrücklich die Ablehnung von Google als Partner. Hätte sich Nokia als weltgrößter Handy-Hersteller für die Android-Plattform entschieden, wäre die Folge ein "Duopol" aus Apple und Google auf dem Mobilfunk-Markt gewesen, sagte er. "Das hätte den ganzen Markt in Richtung Google gekippt." Elop, der im Herbst von Microsoft zu Nokia stieß, betonte, er sei kein "Trojanisches Pferd" des Windows-Riesen. (dpa/tc)