Axel Krieger

Rücktritt von Freenet-Finanzchef wirft Fragen auf

16.07.2010
Der plötzliche Rücktritt des Freenet-Finanzchefs Axel Krieger wirft Fragen auf.
Freenet-Chef Christoph Vilanek
Freenet-Chef Christoph Vilanek
Foto: Freenet AG

Krieger hatte bereits am Mittwochabend angekündigt, das Unternehmen zum Ende des Jahres verlassen zu wollen. Sein Vertrag läuft dann aus. Nach der offiziellen Darstellung steht der Abgang nicht im Zusammenhang mit dem gegen Krieger und den ehemaligen Freenet-Chef Eckhard Spoerr laufenden Verfahren wegen Insiderhandels.

Das sei nicht der Grund gewesen, sagte ein Freenet-Sprecher auf Anfrage am Donnerstag. Krieger sei immerhin schon seit elf Jahren bei dem Unternehmen. Wie die Finanznachrichtenagentur dpa-AFX nun aus Unternehmenskreisen erfuhr, sorgte das Verfahren aber durchaus für Diskussionen bei Aktionären und im Aufsichtsrat von Freenet.

Es sei kein direkter Druck auf Krieger ausgeübt worden. Doch das Verfahren habe sicher mitgewirkt bei seiner Entscheidung, sagten mehrere mit den Vorgängen vertraute Personen. Denn schon im Vorfeld der Hauptversammlung am 5. Juli hatten Aktionäre deswegen Bedenken angemeldet.

Ingo Speich von der Fondsgesellschaft Union Investment fasste diese auf der Aktionärsversammlung in Hamburg in deutliche Worte. Er sprach von einer "katastrophalen Kapitalmarktkommunikation", die einen "deutlichen Glaubwürdigkeitsverlust" zur Folge gehabt habe. Der Finanzvorstand sei normalerweise das Aushängeschild einer Aktiengesellschaft und sollte sich durch transparente Kommunikation auszeichnen. Ähnlich kritisch sahen das die Vertreter von Kleinaktionären wie die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK). Am Schluss entlasteten die Aktionäre den gesamten Vorstand nur mit 58 Prozent.

Der frühere Freenet-Chef Eckhard Spoerr und sein Finanzvorstand Axel Krieger hatten 2004 mit verbotenen Aktienverkäufen Millionen verdient und wurden dafür vom Hamburger Landgericht zu hohen Geldstrafen verurteilt. Nach teilweise erfolgreicher Revision vor dem Bundesgerichtshof muss das Landgericht Hamburg den Fall nun noch einmal neu aufrollen. Die Karlsruher Richter stellten allerdings nur das Strafmaß in Frage, sie bestätigten, dass Spoerr und Krieger Insiderwissen ausgenutzt hatten.

Der Rücktritt Kriegers kommt nun bei manchen Aktionären gut an. "Aus meiner Sicht ist das eine konsequente Entscheidung, um die letzten Reste der Vergangenheit ad acta zu legen", sagte Peter Tschirner von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK). Denn operativ sei das Unternehmen inzwischen auf dem richtigen Weg.

Mit Krieger verlässt einer der verbleibenden Vertrauten des ehemaligen Freenet-Chefs Eckhard Spoerr das Management. Für den neuen Vorstandschef Christoph Vilanek sei das vor allem eine Chance, seine eigenen Leute in Position zu bringen, sagte eine mit den Vorgängen vertraute Person. Ein Nachfolger stehe allerdings noch nicht fest. Darüber werde der Personalausschuss des Aufsichtsrats am 12. August beraten, hieß es vom Unternehmen. (dpa/tc)