"Welt"

Intel ist weiter an Handy-Sparte von Infineon interessiert

09.07.2010
Der Halbleiterspezialist Infineon hat sich laut einem Pressebericht in den vergangenen Wochen mehrmals mit dem US-Rivalen Intel getroffen, um einen Verkauf der Handychip-Sparte zu verhandeln.
Der Fasanenpark auf dem Campeon von Infineon in Neubiberg bei München
Der Fasanenpark auf dem Campeon von Infineon in Neubiberg bei München
Foto: Infineon

Beide Seiten näherten sich an, es sei jedoch noch kein Vertrag unterschrieben worden, berichtet die "Welt" (Freitagausgabe) und beruft sich dabei auf Informationen aus Finanzkreisen. Der Preis für die Sparte solle zwischen 1,1 und 1,4 Milliarden US-Dollar liegen, schreibt das Blatt. Sprecher der Unternehmen wollten der Zeitung keinen Kommentar geben. Ein Infineon-Sprecher wollte den Bericht nicht kommentieren.

An der Börse sorgte die Meldung für gute Stimmung. Die Infineon-Aktie legte im frühen Handel um 2,32 Prozent auf 5,123 Euro zu. "Das Timing für einen Verkauf wäre jetzt gut", sagte ein Händler. Er habe in seinem Modell inklusive eines Risikoabschlags von 25 Prozent für die Sparte einen Wert von 1,1 Milliarden Euro oder 1,55 Euro je Infineon-Aktie angesetzt.

Über einen möglichen Verkauf der Handychip-Sparte an Intel wird seit geraumer Zeit spekuliert. Nun befinden sich die Gespräche dem Bericht zufolge auf der Zielgeraden. Mehrere Berater stünden den Unternehmen zur Seite. Die Federführung liege bei der US-Investmentbank J.P. Morgan. Zudem seien die Anwaltskanzleien Gleiss Lutz und Freshfields involviert. Laut der Zeitung haben Verhandlungen in dieser Woche in München in den Räumen von Gleiss Lutz stattgefunden.

Der weltgrößte Chipkonzern Intel versucht seit Längerem, in den Markt für Handychips einzusteigen. So gingen die Amerikaner Mitte 2009 eine Kooperation mit dem Mobiltelefonhersteller Nokia ein, um gemeinsam Datenträger für die mobile Internetnutzung zu entwickeln.

Die Sparte Mobilfunkchips (Wireless Solutions) ist eines von vier Geschäftsfeldern von Infineon. Im Geschäftsjahr 2008/2009 erzielte Infineon mit der Sparte einen Umsatz von 917 Millionen Euro und einen operativen Verlust von 36 Millionen Euro. Mittlerweile ist Wireless Solutions allerdings aus den roten Zahlen herausgekommen. Seine Finanzsorgen ist Infineon seit einer erfolgreichen Kapitalerhöhung im Sommer 2009 los.

Allerdings wird dem Bericht zufolge in Branchenkreisen darauf verwiesen, dass die Handychip-Sparte zu klein sein könnte, um auf Dauer im Wettbewerb zu bestehen. Für Intel könnte der Infineon-Bereich interessant sein, da das deutsche Unternehmen zuletzt wichtige Kunden gewinnen konnte. So stecken die Chips in Handys von Nokia und Samsung. Auch für das erfolgreiche iPhone von Apple liefert Infineon angeblich. Offiziell gibt es dazu aber weder von Apple noch von Infineon eine Bestätigung. (dpa/tc)