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KVM: Ein neue Player steigt in den Virtualisierungsring

27.02.2007
Vor vier Monaten hatte praktisch noch niemand von der Open-Source-Virtualisierungstechnik "KVM" (Kernel-based Virtual Machine) gehört. Das hat sich inzwischen erheblich geändert.

KVM wurde im Oktober vergangenen Jahres der Öffentlichkeit präsentiert und ist seit Version 2.6.20 Bestandteil des Linux-Kernels. Entwickelt hat es die Firma Qumranet, der es schnell gelang, der führenden Linux-Distributor Red Hat und den Linux-Urheber Linus Torvalds als Unterstützer zu gewinnen.

Die deutsche Wikipedia verrät zu KVM noch nicht allzu viel, aber immerhin folgendes: "Bestandteile von KVM sind die Kernel-Module kvm.ko (das aber auch unter älteren Linux-Versionen laufen soll), die hardwarespezifischen Module kvm-intel.ko oder kvm-amd.ko, die Gerätedatei /dev/kvm und ein modifiziertes QEMU. Nach laden des Moduls arbeitet der Linux-Kernel selber als Hypervisor für virtuelle Maschinen. Als Gastsysteme werden Linux (32 und 64 Bit), Windows (32 Bit), Haiku OS, AmigaOS, ReactOS und diverse BSD-Derivate unterstützt. SMP-Hostsysteme unterstützt KVM; SMP-Gastsysteme und Paravirtualisierung sollen in Zukunft folgen. Benötigt werden Prozessoren mit den Hardware-Virtualisierungstechniken von Intel (VT) oder AMD (AMD-V)."

Bislang wird der Virtualisierungsmarkt vor allem von den Produkten der EMC-Tochter VMware und im Open-Source-Bereich von "Xen" dominiert. Beide arbeiten nach dem Hypervisor-Prinzip. Darauf setzt auch Microsoft mit "Viridian", der Virtualisierungstechnik seines kommenden "Longhorn Server". Daneben tummeln sich noch verschiedene kleinere Anbieter im boomenden Markt. Virtualisierungstechnik ist bei Systemverwaltern besonders beliebt, weil sie es ermöglicht, Serversysteme besser auszulasten; auch Entwickler greifen gerne darauf zurück, um Software auf verschiedenen Betriebssystemplattformen und -versionen oder in einer gefahrlosen Testumgebung auszuprobieren.

KVM ist neu und noch nicht fertig entwickelt. Novell und IBM wollen erst einmal abwarten, wie sich die neue Technik schlägt. Brian Stevens, Chief Technology Officer bei Red Hat, ist aber schon jetzt davon überzeugt. "Ich schätze, es braucht noch ein Jahr Arbeit, um es auf den Stand zu bringen, auf dem Xen heute ist. Aber das wird passieren", glaubt der CTO. "Die Community wird da viel mehr drum herum kreisen als um Xen."

Qumranet operiert gegenwärtig noch im so genannten Stealth Mode, verrät also noch nicht viel über sich. Finanziert wurde das Start-up unter anderem von Sequoia Capital und Norwest Venture Partners. Der Chief Executive Officer Benny Schnaider hüllt sich aber noch in Schweigen über das geplante Geschäftsmodell. In einem Interview verriet er lediglich, Qumranet habe nicht, vor, "mit dem Verkauf oder Suppport von KVM Geld zu verdienen".

Schnaider zufolge wurde das KVM-Projekt erst Anfang 2006 gestartet. Das war ungefähr zur gleichen Zeit, als Moshe Bar die von ihm zwecks Kommerzialisierung von Xen mitgegründete Firma XenSource verließ. Bar ist jetzt CTO von Qumranet. Die Firma hat zwar ihren Sitz im kalifornischen Santa Clara, Forschung und Entwicklung finden aber in Israel statt. Schnaider zufolge arbeiten derzeit um die 30 Mitarbeiter für Qumranet, die meisten davon Entwickler.

An KVM werkeln laut Lead Programmer Avi Kivity aber weniger als ein Dutzend von ihnen, was darauf hindeutet, dass die Company noch andere Technik in der Mache hat. Klingt ganz danach, als sollte man sowohl KVM als auch Qumranet weiter im Auge behalten. (tc)