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IBM: Nicht jeder Prozessor-Kern ist gleich

31.03.2006
Nach Oracle passt nun auch IBM seine Softwarepreise individuell an verschiedene Multi-Core-Architekturen an. Davon profitiert unter anderem Konkurrent Sun Microsystems.

Prozessoren mit mehreren Rechenkernen, die in erster Linie darauf ausgerichtet seien, Stromverbrauch und Hitzeentwicklung zu reduzieren, ließen sich von ihrer Leistung nicht mit Systemen vergleichen, die mit der entsprechenden Zahl von Einzel-CPUs arbeiteten, hieß es von Seiten IBMs. Auf dieser Erkenntnis aufbauend haben die Verantwortlichen von Big Blue einer Meldung des Branchendienstes "Computerwire" zufolge ihre Lizenzpolitik für Software neu geordnet. Wie bei vielen anderen Herstellern richten sich auch bei IBM die Softwarepreise nach der Zahl der Prozessoren in den Rechnern, auf denen die entsprechenden Programme laufen.

Nach der neuen Metrik müssen Anwender, die mit CPUs der IBM-eigenen Power4- und Power5-Reihe arbeiten, je Rechenkern eine Lizenz kaufen. Das gilt für Betriebssysteme, Datenbanken und Middleware-Software. Ausnahmen stellen die "JS21-Server" sowie die Systeme aus der "Open-Power"-Reihe dar. Für Mehrkern-CPUs, die in diesen Rechnern eingesetzt werden können, verlangt IBM nur jeweils den Kauf einer einzigen Softwarelizenz. In Mainframes sowie den Servern der p- und iSeries gilt dagegen gilt die klare Regel: Ein Kern kostet eine Lizenz.

Diese Definition greift auch bei Systemen des Konkurrenten von Hewlett-Packard. So verlangt IBM pro Rechenkern in den CPUs der PA-Risc-Linie den Kauf einer Softwarelizenz. Das betrifft die Prozessoren der PA-8700, PA-8800 und PA-8900-Reihe, die in den Server der HP-9000-Linie arbeiten. Für HPs Integrity-Server-Line, die mit Intels Itanium-Chip ausgestattet sind, wird dagegen grundsätzlich nur eine Lizenz pro CPU fällig.

Die Kosten für IBM-Software auf Sun-Systemen richten sich ebenfalls nach dem CPU-Typ. Obwohl die Sun-Verantwortlichen ihre Dual-Core-Prozessoren aus der Ultrasparc-IV- und Ultrasparc-IV+-Reihe als Ein-Wege-Systeme bezeichnen, richtet IBM sein Software-Pricing stickt an der Zahl der CPU-Kerne aus. Anders sieht es wieder für die neuen T1-Prozessoren von Sun aus. Hier müssen Anwender die vier oder sechs Rechenkerne aktiviert haben, zwei IBM-Lizenzen kaufen. Für einen T12-Chip mit acht aktiven Rechenkernen werden drei Lizenzen fällig.

Während sich IBMs Preisfindung für konkurrierende Server-Linien unterschiedlich an der jeweiligen CPU-Linie ausrichtet, gibt es für Intel- und AMD-basierte Rechner eine eindeutige Regel: Egal wie viele Rechenkerne eine CPU beinhaltet, IBM berechnet pro Prozessor eine Softwarelizenz.

Mit dieser überarbeiteten Preispolitik passt seine Lizenzmetriken für Multicore-Prozessoren dem Markt an. In den vergangenen Monaten hatte auch Oracle auf Druck der Anwender seine Preispolitik ändern müssen. So hatte die zuvor gehandhabte Regelung, wonach pro Rechenkern pauschal eine Lizenz fällig wurde, für Ärger unter den Anwendern gesorgt. Daraufhin hatte der Datenbank-Spezialist sein Pricing angepasst (siehe auch: Oracle ändert sein Lizenzmodell für Multi-Core-Prozessoren). Im Juli 2005 hieß es, jeder Rechenkern einer Multi-Core-CPU werde mit 75 Prozent der vollen Lizenzkosten berechnet. Ende vergangenen Jahres verfeinerte Oracle seine Preisfindung weiter (siehe auch: Oracle verfeinert seine Multi-Core-Preisgestaltung). Während der Faktor 0,75 für die meisten Mehrkern-Prozessoren weiter gelten sollte, führten die Oracle-Verantwortlichen für Intel- und AMD-CPUs den Faktor 0,5 ein. Eine Sonderbehandlung erfuhren Suns T1-CPUs. Für einen Acht-Kern-Prozessor setzt Oracle den Faktor 0,25 an und verlangt den Kauf von zwei Lizenzen. (ba)