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SQL Server 2005 wird teurer

25.02.2005
Die größeren Versionen von SQL Server 2005 werden aufgrund neuer Features bis zu 25 Prozent teurer. Allerdings kommt Yukon auch als günstige neue "Workgroup Edition".

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Das lang erwartete Upgrade für Microsofts Datenbank SQL Server wird später in diesem Jahr mit einer Fülle neuer Features ausgeliefert - allerdings wird es auch um bis zu 25 Prozent teurer, wie der Konzern gestern ankündigte. Außerdem wurde eine neue Version des Produkts für kleinere Unternehmen vorgestellt.

Die "Enterprise Edition" von SQL Server 2005, auch bekannt unter seinem Codenamen "Yukon", wird nach Liste 24.999 Dollar pro CPU oder 13.499 Dollar pro Server mit 25 Nutzerlizenzen kosten. SQL Server 2000 ist derzeit für 19.999 Dollar je Prozessor oder 11.099 Dollar für einen Server mit 25 Nutzerlizenzen zu haben. Auch für die "Standard Edition" steigt der Preis, und zwar von bislang 4999/2249 (Server plus zehn Lizenzen) Dollar auf 5999/2799 Dollar.

Die Preiserhöhung hält der Hersteller angesichts der neuen Features in dem Produkt für gerechtfertigt, das das erste größere Update der Datenbank seit fünf Jahren darstellt. In der Enterprise Edition finden sich eine Reihe von für Microsoft ganz neuen Features, darunter Partitionierung zur Leistungssteigerung und Mirroring, mit dem sich zu Verfügbarkeitszwecken eine Backup-Datenbank vorhalten lässt.

"Für den Mehrwert, den die Kunden erhalten, finden wir die Preiserhöhung nicht so hoch", erklärte der für das Produkt-Management des SQL Server zuständige Microsoft-Director Tom Rizzo (der mit Äußerungen für Wirbel sorgte, Yukon werde möglicherweise ins Shared-Source-Programm übernommen - die entsprechende Meldung bei "Cnet" ist inzwischen auf Druck von Microsoft zurückgezogen worden).

Rizzo verwies ferner darauf, dass Microsoft schon früher erklärt habe, es werde Kunden nicht extra für den Einsatz von SQL Server auf Multicore-Prozessoren zur Kasse bitten - anders als beispielsweise die Wettbewerber Oracle und IBM, bei denen für jeden Prozessorkern eine eigene Datenbank-Lizenz fällig ist. Außerdem, so der Microsoft-Mann, befänden sich Partitionierung und Mirroring bei Yukon im Standard-Lieferumfang; bei der Konkurrenz müsse man diese typischerweise separat bezahlen.

Paul Kirby, Senior Research Director bei AMR Research, hält die Preiserhöhungen nicht für unbegründet, vor allem wegen der mitgelieferten Extras. Er verwies auch auf die für SQL Server 2000 später eingeführten "Reporting Services", die weiterhin Teil des Produkts sind und für viele Anwender nützlich seien. "Sie werden IBM und Oracle weiterhin signifikant unterbieten", befindet der Analyst.

Zu einem Kampfpreis führt Microsoft auch die neue "Workgroup Edition" des SQL Server 2005 ein, die auf kleinere Unternehmen und Abteilungen zielt. Sie ist beschränkt auf Dualprozessor-Server und 3 Gigabyte Arbeitsspeicher und soll laut Rizzo Kunden ansprechen, die eine schlichte und günstige Version der Datenbank wünschen. Den Preis von 3899 Dollar pro CPU oder 739 Dollar für einen Server mit fünf Nutzerlizenzen erkauft man sich mit Verzicht auf Reporting, OLAP- und Business-Intelligence-Features; Back-up Log Shipping ist allerdings möglich.

Die Workgroup Edition scheint ähnlich aufgehängt wie Oracles "Standard Edition One" und "DB2 Express" von IBM, beides seit kurzem erhältliche Lowend-Datenbanken ebenfalls für Zweiwege-Server. Speziell Oracle war mit seinem Produkt Microsoft-Kunden angegangen mit dem Argument, Standard Edition One sei günstiger als SQL Server.

AMR-Experte Kirby vermutet, die Workgroup Edition werde am ehesten Value-Added Reseller ansprechen, die auf der Suche nach einem Produkt seien, das mehr Funktionen biete als die kostenlose Microsoft Database Engine (MSDE) und günstiger sei als die Standard Edition von SQL Server.

Laut Rizzo wird die Workgroup Edition übrigens bereits ins Lineup von SQL Server 2000 übernommen und soll hier in vier bis sechs Wochen zu haben sein. Microsoft habe überdies einen neuen Wiederverkäufervertrag mit Dell abgeschlossen, in dessen Rahmen der texanische Direktanbieter sowohl die Workgroup als auch die Standard Edition von SQL Server vertreiben wird.

Die Standard Edition von Yukon bleibt wie gehabt begrenzt auf Server mit vier Prozessoren, allerdings gibt es keine Beschränkung mehr beim Hauptspeicher. Außerdem werden wie auch bei der Enterprise Edition 64-Bit-Prozessoren unterstützt. Die Standard Edition umfasst Datenbank-Spiegelung und einige neue Integrationsdienste und kostet rund 20 Prozent mehr als die Vorversion.

Am unteren Ende des Portfolios wird MSDE umgetauft in SQL Server 2005 Express und erhält außerdem einige einfache Reporting-Funktionen.

Alle neuen Versionen von SQL Server verfügen Rizzo zufolge über eine verbesserte Verwaltungsschnittstelle, die laut Hersteller einfacher zu benutzen ist, und basieren auf einer leistungsfähigeren Datenbank-Engine mit eingebautem Support für XML-Dokumente (Extensible Markup Language) und Veschlüsselung.

Microsoft ist seit langem im Datenbankmarkt auf Aufholjagd zu Oracle und IBM, deren Produkte historisch als technisch überlegen galten. Beide Konkurrenten bieten etwa schon seit Jahren Features wie Partitionierung und Spiegelung. Allerdings erntete Microsoft Lob für seine einfache Systemverwaltung, und seine historisch niedrigeren Preise machten SQL Server aus Sicht von Analysten "gut genug" für viele Einsatzbereiche.

Kirby zufolge entwickeln sich Datenbanken zunehmend zu Commodity-Produkten, bei denen Kunden genauso auf den Preis schauen wie auf die technischen Features. "Das ist ein Trend, der Microsoft zugute kommt", erklärte der AMR-Analyst.

Sein Wachstum möchte Microsoft mit Yukon weiter beschleunigen, das laut Rizzo im Juli oder August zur Auslieferung kommen soll - entsprechend einem im vergangenen Jahr veröffentlichten Zeitplan, aber später als ursprünglich vorgesehen. Eine dritte Beta-Version soll noch zuvor Ende März herauskommen.

Preise und Packaging gibt der Hersteller ungewöhnlich früh heraus, um der Kundschaft ausreichend Zeit für ihre Beschaffungsplanung zu geben. Rizzo verwies darauf, dass Anwender, die jetzt einen Software-Assurance-Lizenzvertrag abschließen, die neuen Releases zum Preis von SQL Server 2000 erhalten.

Was allerdings denjenigen wenig nützt, die 2001 einen solchen Vertrag erwarben und davon ausgingen, sie würden Yukon im Jahr 2004 erhalten (wie Microsoft ursprünglich versprochen hatte). Microsoft hatte seither den Support für SQL Server 2000 verlängert, um Kunden für ihre Upgrades mehr Zeit zu lassen. Der Support für den älteren "SQL Server 7" endet planmäßig Ende 2005, danach gibt es nur mehr Sicherheits-Patches und Upgrades.

Eine vergleichende Übersicht über die unterschiedlichen Versionen von SQL Server 2005 finden Interessierte hier (in englischer Sprache). (tc)