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Bitkom: IT-Markt Deutschland – rauf, runter und wieder rauf

03.03.2008
Im vergangenen Jahr hat sich der deutsche ITK-Markt besser entwickelt als erwartet. Im laufenden Jahr muss die Branche allerdings mit einer Wachstumsdelle rechnen.
Dem Bitkom zufolge legte der ITK-Markt im vergangenen Jahr überraschend um 2,0 Prozent zu. 2008 rechnen die Marktbeobachter mit einem Plus von 1,6 Prozent
Dem Bitkom zufolge legte der ITK-Markt im vergangenen Jahr überraschend um 2,0 Prozent zu. 2008 rechnen die Marktbeobachter mit einem Plus von 1,6 Prozent
Foto: Bitkom

Mit seiner Wachstumsprognose für das vergangene Jahr lag der Bitkom deutlich daneben: Statt 1,3 Prozent legte der hiesige Markt 2007 um 2,0 Prozent auf insgesamt 143,0 Milliarden Euro zu. Für das laufende Jahr sehen die Aussichten dagegen weniger rosig aus. Der Branchenverband geht davon aus, dass die Wachstumskurve mit plus 1,6 Prozent eine Delle nach unten bekommt (145,2 Milliarden Euro). 2009 erwarten die Bitkom-Experten Einnahmen von 148,1 Milliarden Euro, ein Plus von 2,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Die erwartete Wachstumsdelle für das laufende Jahr begründen die Bitkom-Verantwortlichen mit einer vorsichtigeren Grundstimmung. Die anhaltenden Beben auf dem internationalen Finanzparkett seien Anlass genug, die Erwartungen nicht zu hoch zu schrauben. Von einer beängstigenden Entwicklung sei indes nicht auszugehen. Grundsätzlich glaube man weiter an einen positiven Konjunkturverlauf.

Vor allem gewerbliche Kunden hätten die Nachfrage geschürt, berichtet Bitkom-Präsident August-Wilhelm Scheer. Diese hätten massiv in ihre IT-Systeme investiert. Als Wachstumstreiber identifiziert Scheer in erster Linie Software, Services, umweltfreundliche Geräte und Breitbanddienste.

Sorgenkind bleibt die Telekommunikationsbranche. Zwar hat sich das Gesprächsvolumen 2007 um 5,1 % auf 253,3 Milliarden Minuten erhöht. Aufgrund des harten Wettbewerbs knickte der Umsatz um 1,6 % auf 67,4 Milliarden Euro ein. Auch in den kommenden Jahren bleiben die Einnahmen rückläufig: minus 1,5 Prozent in 2008 und minus 0,5 Prozent in 2009. Erst 2010 könnte die Branche wieder auf ein Plus hoffen, so die Marktbeobachter.

Dagegen legte der IT-Bereich 2007 solide um 5,0 Prozent auf 64,0 Milliarden Euro zu. In den nächsten Jahren ist mit Wachstumsraten von 4,6 und 4,4 Prozent zu rechnen. Während die Hardwarebranche lediglich um 0,7 Prozent auf 19,3 Milliarden Euro zulegte, konnten die Softwarehersteller um 5,2 Prozent auf 14,0 Milliarden Euro zulegen. Die Serviceanbieter verbuchten im vergangenen Jahr Einnahmen von 30,8 Milliarden Euro, 7,9 Prozent mehr als im Vorjahr.

Die Anbieter von Consumer Electronics, die in den vergangenen Jahren teilweise noch von zweistelligen Wachstumszahlen verwöhnt wurden, müssen sich auf ein Abflachen der Wachstumskurve einstellen. Legte der Markt 2007 noch um 8,2 Prozent auf 11,5 Milliarden Euro zu, seien für die beiden kommenden Jahre nur noch 2,4 beziehungsweise 2,1 Prozent zu erwarten, lautet die Bitkom-Prognose. Während das Geschäft mit Spielekonsolen und Navigationsgeräten ins Stagnieren kommt, hofft die Branche in erster Linie auf neue High-Definition-Geräte. "Ich bin froh, dass der Formatkrieg zwischen HD-DVD und Blu-Ray beendet ist", sagte Scheer erleichtert.

Stellenmarkt bleibt angespannt

Der IT-Arbeitsmarkt hat sich im vergangenen Jahr geradeso ins Plus gerettet. Dem Bitkom zufolge stieg die Zahl der Beschäftigten in der hiesigen ITK-Branche um 3.000 auf 816.000. Zwar hätten allein die Software- und Serviceanbieter 17.000 neue Jobs geschaffen. Dieses Plus wurde jedoch durch Abbaumaßnahmen anderer Anbieter vor allem aus der Produktion fast egalisiert. Die Beben rund um die Werkschließung von Nokia in Bochum und den angekündigten Stellenkahlschlag von Siemens in der Kommunikationssparte dürften eine geraume Weile spürbar bleiben und für Verunsicherung sorgen. Bitkom-Präsident Scheer ist zwar zuversichtlich, dass auch im laufenden Jahr unter dem Strich wieder neue Stellen in der deutschen ITK-Branche entstehen. Auf eine genaue Prognose will sich der Bitkom-Präsident allerdings nicht festlegen lassen. Vielleicht ist die Angst, daneben zu liegen doch größer als der Verband zugeben will. (ba)