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FAST hat sich verrechnet

09.08.2007
Das erstaunliche Wachstum beim Enterprise-Search-Spezialisten FAST Search & Transfer ist im zweiten Quartal zu einem schmerzhaften Erliegen gekommen. Problematische Umsatzbuchungen und zögerliche Kunden bescherten rückläufige Einnahmen und rote Zahlen.

FAST hat nun den Branchenveteranen Joe Krivickas zum Chief Operating Officer (COO) ernannt als Teil "einer Revision des Geschäftsbetriebs, um das Business an die neue Umsatzbasis anzupassen". Hört sich ganz nach einem Aderlass für die Belegschaft des in Oslo, Norwegen, ansässigen Herstellers an.

Der Aktienkurs von FAST hat sich im Laufe des letzten halben Jahres halbiert, und auch wenn eine Gewinnwarnung die Märkte auf unerfreuliche Zahlen eingestimmt hatte, lagen der Nettoverlust von 26 Millionen Dollar (Vorjahresquartal: 2,7 Millionen Dollar Profit) und 11,4 Prozent weniger Umsatz von 34,1 Millionen Dollar am unteren Ende der Erwartungen.

Ein Wachstum von mehr als 60 Prozent in den letzten zwei Geschäftsjahren hatte sogar den Marktführer Autonomy aufgeschreckt. FAST konnte zwar allerhand wichtige Kunden gewinnen, insbesondere im E-Business-Sektor; allerdings griff es dabei auf dubiose Umsatzbuchungspraktiken zurück. Beispielsweise wurden Absichtserklärungen (Memorandums of Understanding) bereits als Beweis für Verkäufe gewertet und nicht kreditwürdige Kunden bedient.

13,5 Millionen Dollar Rückstellungen für faule Verbindlichkeit liegen deutlich über den sechs Millionen, die FAST zuvor als "unter Beobachtung" gemeldet hatte, und verdeutlichen, dass die Norweger auf ihrer Jagd nach Wachstum über dem Strich den gesunden Menschenverstand wohl außen vor ließen.

FAST akzeptiert nun keine Memorandums of Understanding mehr und hat nach eigenen Angaben die internen Kontrollmechanismen verschärft, etwa in Bereichen wie Reseller-Betrieb sowie Rechnungslegung und Inkasso. Die Änderungen schlugen sich gegenüber dem vorhergehenden Quartal mit einem Minus von zehn Millionen Dollar nieder.

CEO John Lervik erklärte, FAST habe "strategische Veränderungen" vorgenommen und wolle sich nun auf profitables Wachstum fokussieren. Die Umsätze sollen, wenn auch von einem geringeren Niveau aus, weiterhin wachsen und aufgrund ihrer höheren Qualität die Gewinnmargen steigern.

FAST vertraut weiter auf seine 195 Millionen Dollar auf dem Bankkonto (die Firma ist schuldenfrei) und will auch weiter Zukäufe tätigen. Allerdings haben ihre derzeitigen Probleme die Firma auch selbst zu einem Übernahmekandidaten gemacht – das verlorene Anlegervertrauen und eine Marktkapitalisierung von nur noch 572,5 Millionen Dollar machen sie aus Sicht des Branchendienstes "Computerwire" jedenfalls zu einem verlockenden Ziel. (tc)