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Spickmich: Die Lehrer lernen dazu

12.07.2007
Wenn Lehrer ihre privaten Daten bereits im Internet veröffentlicht haben, können sie auf Spickmich bewertet werden. Das hat Konsequenzen für die Homepages von Schulen.

Der Deutsche Philologenverband rät Lehrern zur Zurückhaltung bei Angaben privater Daten auf der Schul-Homepage. Das Kölner Landgericht hatte die Benotung einer Gymnasiallehrerin durch ihre Schüler auf der Internet-Seite "Spickmich" am Mittwoch in einem Urteil für rechtens erklärt. Der Philologenverband betonte am Donnerstag in Köln, die Veröffentlichung des Lehrernamens sei aber nur dann zulässig, wenn die Lehrer-Daten mit Zustimmung des betroffenen Pädagogen bereits an anderer Stelle im Internet abrufbar waren - also vor allem auf der Website der Schule.

Die Richter hatten am Mittwoch eine einstweilige Verfügung aufgehoben, mit der den Betreibern der Seite die Benotung der Pädagogin durch Schüler zunächst untersagt werden sollte (Aktenzeichen: 28 O 263/07). Unter Nennung ihres Namens, ihrer Schule und ihrer Fächer hatte die Gymnasiallehrerin aus Moers (Kreis Wesel) in dem Schüler-Netzwerk die Gesamtnote 4,3 erhalten. Bei Spickmich können Lehrer - ohne dafür ihr Einverständnis geben zu müssen - in Kategorien wie "sexy", "cool und witzig" oder "guter Unterricht" bewertet werden. Sie erhalten dabei Zensuren zwischen 1 und 6.

Die Richter sahen das Persönlichkeitsrecht der Lehrerin durch die Veröffentlichung nicht verletzt. Ihre persönlichen Daten seien zuvor schon auf der Internetseite des Gymnasiums zu sehen gewesen. Die Benotungen seien vom Grundrecht auf freie Meinungsäußerung gedeckt. Unzulässig sind solche Werturteile laut den Richtern erst, wenn sie die Grenze zur "Schmähkritik" überschreiten. Im konkreten Fall sei das nicht geschehen. Die Betreiber von "Spickmich", drei Kölner Studenten, hatten gegen die einstweilige Verfügung Widerspruch eingelegt.

Der Deutsche Philologenverband riet nun den Kollegen dazu, ihr Einverständnis zur Veröffentlichung von persönlichen Daten auf der Schul-Homepage zurückzuziehen oder nicht mehr zu erteilen, betonte der Verband, der die Interessen von Gymnasiallehrern vertritt. Bei "Spickmich" würden Lehrer öffentlich bloß gestellt. Den Betreibern gehe es nicht um eine bessere Unterrichtsqualität oder Tipps für Lehrer, sondern sie seien mit "fragwürdigen Kriterien" vor allem an öffentlicher Aufmerksamkeit interessiert, kritisierte der Verband. (dpa/ajf)