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Widerstand gegen Spar- und Umbaupläne bei der Telekom wächst

05.03.2007
Gegen die Sparpläne der Deutschen Telekom und den geplanten Konzernumbau hat sich am Wochenende der Widerstand verschärft. 300 Konzernbetriebsräte wandten sich in einer Resolution gegen Stellenabbau, den Verkauf von Beteiligungen und Standortschließungen.

Vorstandschef René Obermann verteidigte den eingeschlagenen Kurs: Zu den Kosteneinsparungen gebe es keine Alternative, sagte er "Bild am Sonntag" (BamS). Mit den Plan zur Ausgliederung von 50.000 Beschäftigten, längeren Arbeitszeiten und einer schlechteren Bezahlung steuere der Konzern auf Armutslöhne zu, sagte ver.di-Chef Frank Bsirske.

Die Telekom will die rund 50.000 Mitarbeiter in eine Tochterfirma mit dem Namen T-Service ausgliedern und dadurch bis zu eine Milliarde Euro Kosten sparen. Einen Bericht der "Wirtschaftswoche" über eine bevorstehende Zerschlagung der gesamten Festnetzsparte T-Com wies Konzernsprecher Philipp Schindera zurück. Solche Pläne gebe es nicht, sagte er der dpa. Dem Wirtschaftsmagazin zufolge bereitet Obermann angeblich die vollständige Auflösung der T-Com vor.

Durch die Gründung einer eigenständigen Netzgesellschaft mit fast 25.000 Mitarbeitern, die derzeit bei der T-Com, T-Systems und T-Mobile mit der Netzplanung und dem -betrieb beschäftigt sind, ließen sich weitere Kosten einsparen, so das Magazin. Dann würden bis zu 85.000 Beschäftigte in andere Gesellschaften ausgegliedert.

Angesichts der zunehmenden Verhärtung der Fronten muss sich der Vorstand bei den anstehenden Verhandlungen mit der Gewerkschaft auf eine harte Auseinandersetzung einstellen. "Wir werden alle Mittel der Tarifpolitik bemühen, um in diesem Konflikt weiterzukommen, und kein vernünftiger Tarifpolitiker schließt das Mittel des Streiks aus", sagte der ver.di-Bundesvorstand und stellvertretende Telekom-Aufsichtsratschef Lothar Schröder dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel".

Die Konzernbetriebsräte der Telekom forderten den Vorstand auf, die Beschäftigten nicht weiter in ihrer Existenz zu bedrohen und "endlich die Voraussetzungen zu schaffen, dass diese ihre Produktivität entfalten können". Die Ziele des Managements hinsichtlich der Erschließung neuer und bestehender Märkte wurden unterdessen ausdrücklich begrüßt. Vor allem müsse der Service und der Vertrieb den Kundenanforderungen gerecht werden, hieß es weiter.

Wenn die neue Konzernstrategie aufgehe, würden Arbeitsplätze sicherer und in einigen Bereichen sogar neue Jobs geschaffen, sagte Obermann der "BamS" weiter. Für Führungskräfte werde es in diesem Jahr bei den Gehältern eine Nullrunde geben, kündigte er an. Auch er wolle einen finanziellen Beitrag leisten. Mit dem eingesparten Geld könnten zum Beispiel zusätzliche Ausbildungsplätze bezahlt werden.

Auf einer Aufsichtsratssitzung am vergangenen Mittwoch hatte das Kontrollgremium gegen die Stimmen der Arbeitnehmerbank den Vorstandsplänen zugestimmt, rund 50.000 Mitarbeiter in eine Tochterfirma T-Service auszugliedern.

"Die neue Gesellschaft wird den Service bei der Telekom nicht verbessern", sagte Schröder. Der Service sei deshalb so schlecht, weil in der Vergangenheit schon tausende Menschen aus diesem Bereich abgezogen worden seien. So rechnet der Gewerkschafter damit, dass die Abschiebung in die T-Service nur der erste Schritt eines weit reichenden Konzernumbaus sein wird. Erst würden "Geschäftseinheiten verkapselt und dann später verkauft, statt in neue Geschäftsfelder zu investieren", betonte Schröder. (dpa/tc)