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SAP liefert Enterprise Services Repository an Kunden aus

07.02.2007
Die Walldorfer bereiten mit "Netweaver Process Integration" eine Weiterentwicklung des Integrationssystems "Exchange Infrastracture" vor. Mit dem neuen "Composition Environment" sollen Anwender eigene Web-Services konstruieren können. Beide Produkte setzen auf dem Enterprise Services Repository auf.

Auf den Technologietagen der deutsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG) in Karlsruhe legten Experten des Softwarekonzerns die für 2007 zu erwartenden Neuerungen rund um die Integrations- und Ablaufumgebung "Netweaver" dar. Mit Process Integration fasst der Hersteller die Komponenten Exchange Infrastructure, das Enterprise Services Repository (ESR) und den Applikations-Server zusammen. Damit liefert der Hersteller das bisher nur intern verwendete ESR an die Kunden aus.

In dem Repository ist eine Vielzahl von Services, Geschäftsobjekten und Datentypen beschrieben, die wiederum einzelne Prozeduren beziehungsweise Kombinationen verschiedener Programmfunktionen von Mysap ERP 2005 repräsentieren. Aus diesen von SAP "Enterprise Services" titulierten Bausteinen lassen sich neue Geschäftsprozesse gestalten.

Ergänzt wurde die bisherige Exchange Infrastructure um Eigenschaften wie etwa um die Spezifikation "Web-Services Reliable Messaging". Sie dient dazu, in Service-orientierten Umgebungen für zuverlässigen Nachrichtentransport zu sorgen, was zum Beispiel bei Transaktionen wichtig ist, die sich über mehrere Services erstrecken. Ebenfalls aufgenommen wurden die Sicherheitsstandards SAML und WS-Security. Das ESR folgt den Vorgaben der Web-Services-Spezifikation UDDI Version 3.

Laut Hersteller lassen sich mit Process Integration ferner ereignisgesteuerte Services realisieren - die IT-Branche spricht hier von "Event-driven Architectures". Gemeint ist damit, dass Ereignisse, die aus einem ERP-System erzeugt werden, von Process Integration empfangen und an Dienste weitergeleitet werden. Ein Event ist eine Meldung über eine Statusänderung eines Prozesses. Dazu zählen über 1700 definierte Ereignisse, die beispielsweise aus Mysap ERP 2005 stammen. Die bisher lokal in der Business-Software genutzten Ereignisse lassen sich nun innerhalb von Service-orientierten Umgebungen für die Prozesssteuerung verwenden. Im ERP-System sorgt eine "Local Event Infrastructure" dafür. Events können darüber hinaus auch Endanwender, integrierte Applikationen beziehungsweise Softwaredienste auslösen. Die in Process Integration implementierten Methoden des Business Activitiy Monitoring sollen es ermöglichen, Abläufe innerhalb Service-orientierter Systeme zu überwachen.

Verbesserungen hat SAP auch in Sachen Netweaver-Performance versprochen. So sei die "Adapter Engine", über die eine Integration von Drittsystemen erfolgt, so verändert worden, dass der Datendurchsatz bis zu zehnmal höher ist. Damit reagiert der Konzern unter anderem auf Anwender, die sich über schlechte Leistungen beim Transfer von Massendaten beschwert haben.

Auch in Sachen Prozesssteuerung erweitert SAP das Angebot. Das bislang rein auf die Ablaufsteuerung zwischen Anwendungsdiensten ausgelegte Business Process Management erhält Merkmale, um auch Anwender an Abläufen beteiligen zu können. Dazu zählt, dass Nutzer an ihrem Frontend in einer "Universial Work List" von Diensten generierte Aufgaben zugewiesen bekommen. Über diese Einträge in der "Arbeitsliste" können sie Daten beziehungsweise Abläufe ändern. Denkbar sind hier etwa Freigaben und Genehmigungen sowie die Fehlerbehebung. Modellieren lassen sich Prozesse mit Benutzerbeteiligung mit den gleichen Werkzeugen wie die Service-zu-Service-Abläufe.

An Entwickler richtet sich das "Composition Environment" (CE), das nach Angaben der SAP eine Weiterentwicklung des "Composition Application Framework" darstellt. Mit Composition meint der Hersteller, aus Softwarediensten Geschäftsprozesse inklusive der Benutzer-Schnittstellen zu erzeugen. Auch diese Komponente wird mit dem ESR ausgeliefert. Darüber hinaus sind Anwender in der Lage, neue Services nebst Prozesslogik zu bauen. Das Ramp-up ist für das zweite Quartal dieses Jahres vorgesehen. SAP stützt sich weiterhin auf Eclipse 3.2 als Entwicklungsplattform. Des Weiteren verwendet die neue Lösung die Standards Enterprise Javabeans 3.0 und Java API for XML Web Services Version 2.0.

In CE gehen die Entwicklungswerkzeuge für "Web Dynpo for Java", "Visual Composer" und "Portal Development" auf. Nicht dabei ist hingegen "Web Dynpro for Abap". Laut SAP stützt sich die Umgebung komplett auf Java; dem integrierten Applikations-Server fehlt die Abap-Laufzeitumgebung. Gleichwohl ließen sich aber bestehende Entwicklungen von "Web Dynpro for Abap" einbinden. CE ist der Nachfolger der mit Netweaver 2004s ausgelieferten Entwicklungs-Tools. Diese werden zwar noch weiter unterstützt, jedoch nicht mehr ausgebaut. Auf Nachfrage von besorgten Zuhörern teilte der Hersteller mit, es werde eine Migrationsunterstützung für mit Netweaver 2004s gebauten Web Dynpros geben.

Process Integration und Composition Environment sind laut SAP-Vorstand Gerhard Oswald Kernkomponenten des neuen Mittelstandsprodukts der SAP, das im März vorgestellt werden soll (siehe auch SAP lüftet den Schleier über neuer Mittelstandssoftware - aber nur ein wenig und SAP will im ersten Quartal neues Mittelstandsprodukt lancieren).

Zu den weiteren Netweaver-Neuheiten in diesem Jahr zählt "Netweaver for Mobile 2007". Mit ihr sollen Anwender in der Lage sein, 1000 und mehr mobile Endgeräte an Geschäftsapplikationen anzubinden. Ferner biete das Produkt Monitoring-Funktionen für mobile Anwendungen. Die Software besteht aus Server-Komponenten und Modulen für die Endgeräte, darunter kleine Datenbanken.

Die Komponente Master Data Management 5.5 (MDM) soll ab März in der Lage sein, Datendubletten im "Business Information Warehouse" herauszufinden. MDM 6.0, das vermutlich Ende 2007 oder Anfang 2008 auf den Markt kommt, wird in Richtung Enterprise Services erweitert. (fn)

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