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Microsoft will JPEG durch HD Photo ablösen

29.01.2007
Seit über sechs Jahren entwickelt Microsoft ein neues Format für digitale Fotos. Ab morgen soll Windows Vista dabei helfen, "HD Photo" als Nachfolger des omnipräsenten JPEG zu positionieren.

Dieses Vorhaben ist allerdings vorsichtig ausgedrückt sportlich - selbst wenn der Redmonder Konzern dabei zumindest teilweise auf Schützenhilfe von Adobe Systems hoffen darf, das ein entsprechendes Plug-in für kommendes sein "Photoshop CS3" anbieten will.

HD Photo hieß früher "Windows Media Photo"; dieser Name wurde aber schon vor einiger Zeit zugunsten der neutraleren Bezeichnung fallen gelassen. Microsoft unterstützt das neue Format erstmals vollumfänglich mit Windows Vista, das Endkunden ab morgen kaufen können.

Doch selbst die Unterstützung durch ein marktbeherrschendes Betriebssystem bedeutet noch lange nicht, dass sich HD Photo am Markt wird durchsetzen können. Dem technisch überlegenem JPEG 2000 gelang dies in der Vergangenheit ebenso wenig wie PNG (Portable Network Graphics) GIF ersetzen konnte.

"JPEG ist ein Industriestandard mit mehreren Qualitätsstufen innerhalb seiner Architektur"; erläutert Sally Smith, Produkt-Managerin beim Kamerabauer Olympus. "Ein Ersatzformat bräuchte sehr breite Unterstützung von sowohl Hardware- als auch Softwareentwicklern, damit man es in Erwägung ziehen könnte."

Mit JPEG unzufriedene Foto-Enthusiasten haben ohnedies schon seit geraumer Zeit eine neue Alternative gefunden - die direkt vom Sensor ihre Kamera abgegriffenen RAW-Bilder. Zwar gibt es hier zahlreiche herstellerspezifische und proprietäre Abarten; Adobe versucht dieses Chaos aber mit seinem Format Digital Negative (DNG) zu beseitigen.

HD Photo bietet gegenüber JPEG und anderen Fotoformaten eine Reihe von Vorteilen.

  • Pro Pixel können 16 oder 32 Bit Farbinformationen gespeichert werden

  • Mit HD Photo komprimierte Bilder sind nur halb so groß wie vergleichbare JPEGs (oder bei gleicher Größe von doppelter Qualität)

  • Kleinere "Thumbnail"-Ansichten sind bereits im Bild eingebaut und müssen nicht vom Betriebssystem errechnet werden

  • Der Enkodierer von HD Photo arbeitet bei höchster Qualitätsstufe verlustfrei

  • Der Microsoft-Farbraum scRGB ist deutlich umfangreicher als das bisher gängige sRGB; HD-Fotos lassen sich zudem druckerfreundlich auch als CYMK anlegen

  • Der Algorithmus von HD Photo kann nur für die Anzeige benötige Bildteile dekodieren und muss nicht das ganze Foto auspacken und im Speicher halten

  • HD-Photo-Bilder lassen sich in 90-Grad-Schritten verlustfrei drehen

  • HD Photo erlaubt riesige Dateigrößen von 32 Gigabyte unkomprimiert und 68,6 Terapixel komprimiert

Allerdings ist diese Technik durch Patente von Microsoft geschützt. Trotzdem könnten auch Open-Source-Projekte sie nutze, denn sie ist Teil der Open Specification Promise, in deren Rahmen sich der Redmonder Konzern verpflichtet, seine Rechte nicht gegenüber Dritten geltend zu machen. (tc)