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Kinder belästigt und missbraucht: Eltern verklagen MySpace

19.01.2007
Vier Familien haben Rupert Murdochs News Corp. und deren Social-Networking-Site MySpace verklagt, nachdem ihre minderjährigen Töchter von Erwachsenen missbraucht wurden, die sie über die Site kennengelernt hatten.

Nach Angaben der Kanzleien Barry & Loewy (Austin, Texas) und Arnold & Itkin (Houston, Texas) haben Familien aus New York, Texas, Pennsylvania und South Carolina separate Klagen beim Los Angeles Superior Court eingereicht. Dies berichtet das "Wall Street Journal". Die Kläger werfen News Corp. und MySpace Fahrlässigkeit, Rücksichtslosigkeit, Betrug und fahrlässige Falschdarstellung vor.

"Aus unserer Sicht hat MySpace entschieden zu lange gezögert, sich um ernsthafte Sicherheitsmaßnahmen zu kümmern, um die Sicherheit seiner minderjährigen Nutzer effektiv zu erhöhen", erklärte Anwalt Jason Itkin. Die Familien forderten Schadenersatz "in Millionenhöhe". "Diese Klagen machen MySpace hoffentlich Dampf und verhindern, dass so etwas noch irgendeinem anderen Kind irgendwo zustößt."

Kritiker, darunter Eltern, Schulbehörden und Polizei, hatten in der Vergangenheit immer wieder vor Kinderschändern auf Sites wie MySpace gewarnt, wo ein vornehmlich jugendliches Publikum angeregt wird, über kostenlose Messaging-Werkzeuge und persönliche Profilseiten seinen Freundeskreis zu erweitern.

MySpace hat bereits mit Informationskampagnen und Kooperation mit Strafverfolgern reagiert. Es entwickelt auch verschiedene Jugendschutzwerkzeuge. Eines wurde vorgestern angekündigt - Eltern sollen damit Teile des Profils ihrer Sprösslinge einsehen können, unter anderem deren Altersangaben. Das Tool soll im Sommer verfügbar sein.

"MySpace ist branchenführend bei der Internet-Sicherheit und wir unternehmen proaktive Schritte, um unsere Mitglieder zu schützen", erklärte Hemanshu Nigam, Chief Security Officer der Social-Networking-Site. "Wir stellen unseren Nutzern eine breites Spektrum an Werkzeugen für ein sichereres Online-Erlebnis zur Verfügung.

Allerdings, so betont der Sicherheitsexperte, sei Sicherheit im Netz eine gemeinsame Verantwortung. Nutzer müssen ebenfalls "ihren gesunden Menschenverstand benutzen und einen offenen Familiendialog pflegen."

Barry & Loewy sowie Arnold & Itkin vertreten unter anderem ein 15jähriges Mädchen aus Texas. Dieses wurde von einem erwachsenen MySpace-Nutzer zu einem Treffen gelockt, unter Drogen gesetzt und vergewaltigt. Der Täter hat sich schuldig bekannt und verbüßt bereits eine zehnjährige Haftstrafe. Die anderen Zeuginnen der Anklage sind eine 15-Jährige aus Pennsylvania, eine 14-Jährige aus New York und zwei Schwestern aus South Carolina im Alter von 14 und 15.

Im vergangenen Juni hatte bereits die Mutter eines 14-jährigen Mädchens Klage gegen News Corp. und MySpace erhoben und 30 Millionen Dollar Schadenersatz gefordert. Ihre Tochter war von einem 19-Jährigen missbraucht worden, der sich auf MySpace als Highschool-Student ausgegeben hatte, um sich das Vertrauen und die Telefonnummer des Teenagers zu erschleichen. Das Verfahren ist vor einem Staatsgericht in Texas anhängig. (tc)