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Handy-Pleite zieht auch die Dachmarke BenQ herunter

16.10.2006
Das Debakel hat weitreichende Folgen auch für die Peripherie-Sparte des taiwanischen Konzerns.

Laut eines Zeitungsberichts ist der Absatz von BenQ-Geräten in Deutschland eingebrochen. Wie die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" unter Berufung auf eine Umfrage unter Elektro- und Computerhändlern schreibt, sei die Nachfrage bei allen Produktion der Taiwaner (Bildschirme, Laptops) "massiv" gesunken, nicht nur bei Mobiltelefonen. Siemens hatte seine ehemalige Handysparte vor einem Jahr an den taiwanischen BenQ-Konzern abgegeben. Dieser drehte seiner deutschen Tochter BenQ Mobile mit 3.000 Beschäftigten vor zwei Wochen den Geldhahn zu. Für BenQ habe das Debakel mit den Handys in Deutschland "langfristig schädliche Folgen", zitiert das Blatt den Marktforscher Oliver Hupp von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK).

Dagegen spüre Siemens bei Haushaltsgeräten keine sinkende Nachfrage infolge des Handy-Debakels, schreibt die Zeitung. Der Umsatz der Bosch-Siemens-Haushaltsgeräte GmbH sei im ersten Halbjahr um 15 Prozent gestiegen. Eine BSH-Sprecherin versicherte, "wir spüren keine Einbußen". IG-Metall-Chef Jürgen Peters sagte der "Welt am Sonntag", Siemens habe an BenQ eine "Abwrackprämie" gezahlt, um die Handy-Produktion und deren Mitarbeiter loszuwerden. Es stelle sich die Frage, "ob die Vertragsabsprachen zwischen Siemens und BenQ korrekt waren", sagte Peters.

Ein Siemens-Sprecher wies die Kritik entschieden zurück. Der Konzern habe damals den Partner BenQ sorgfältig ausgewählt. Zudem habe man den Taiwanern neben den direkten Zahlungen auch noch wichtige Patente und den wertvollen Markennamen Siemens mitgegeben, damit BenQ Mobile eine gute Zukunftsperspektive habe. Die Pleite von BenQ bezeichnete Peters als Beispiel für die hässlichste Ausformung dieser Wirtschaftsgesellschaft. "Da wurden Belegschaften erpresst, und ihnen vorgegaukelt, dass wenn sie einen solch drastischen Aderlass akzeptieren, dann würde man die Arbeit am Standort fortsetzen." (dpa/ajf)