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Kann Hewlett-Packard Bea vor Oracle retten?

19.10.2007
Nach Oracles Übernahmeangebot für Bea Systems spekuliert die Branche, welche anderen Hersteller sich für den Middleware-Spezialisten interessieren könnten. Immer wieder kommt dabei Hewlett-Packard ins Spiel.

Genau vor einer Woche erklärte Oracle öffentlich, den Konkurrenten Bea Systems für knapp 6,7 Milliarden Dollar übernehmen zu wollen. Der Verwaltungsrat von Bea lehnte das Angebot prompt als zu niedrig ab. Seitdem ist von beiden Unternehmen wenig zu hören, doch hinter den Kulissen laufen die Verhandlungen auf Hochtouren. Zudem häufen sich Spekulationen, ob der Deal tatsächlich zustande kommt. Als möglicher weißer Ritter gilt vielen Branchenbeobachtern Hewlett-Packard (HP).

Rob Hailstone etwa vom Marktforschungs- und Beratungsunternehmen Butler Group verweist auf die erfolgreiche langjährige Partnerschaft zwischen HP und Bea. Nachdem sich HP von den eigenen SOA-Ambitionen in Form der aufgekauften Firma Bluestone verabschiedet habe, könnten sich die Produktportfolios gut ergänzen. Mit der Übernahme von Mercury betrat HP zwar den lukrativen Markt für SOA-Governance- und -Management-Software (SOA = Service-orientierte Architektur). Eine eigene Middleware-Plattform aber fehlt den Kaliforniern. Butler: "Die Kombination aus HP und Bea wäre bei vernünftiger Ausgestaltung eine bedeutende Kraft im Markt und ein natürliches Gegengewicht zu den ansonsten dominierenden Playern Oracle und IBM."

Nach seiner Ansicht sollte Bea die Gelegenheit nutzen, eine freundliche Übernahme durch einen Hersteller anzustreben, "der mehr will als nur die Konkurrenz vernichten". Auch IDC-Analyst Rüdiger Spies und Andreas Zilch von der Experton Group hatten in ersten Kommentaren Hewlett-Packard als besser geeigneteren Partner für Bea genannt. Wie realistisch diese Option ist, lässt sich gegenwärtig schwer beurteilen. Offiziell hat HP bereits abgewunken, ebenso wie IBM und SAP. IBM hätte im Falle einer Übernahme mit ähnlich großen Überschneidungen der Produktpaletten zu kämpfen wie Oracle.

Ohnehin sind Beas Optionen begrenzt, den Deal noch zu verhindern, wie Dennis Callaghan vom US-Analystenhaus 451 Group erläutert: "Bea bräuchte einen Private Equity-Partner, um sich gegen Oracle zur Wehr zu setzen." Doch mit Charles Icahn hat sich bereits ein potenter Investor rund 13 Prozent der Bea-Anteile gesichert. Schon seit längerem drängt Icahn auf den Verkauf von Bea Systems, um Kasse zu machen. Zwar hält auch Callaghan Hewlett-Packard für einen möglichen Käufer. Dagegen spreche aber, dass HP durchaus Probleme gehabt habe, zugekaufte Softwarefirmen wie Peregrine oder Bluestone zu integrieren. Nach seiner Einschätzung wird Oracle sein Angebot aufstocken und letztlich den Zuschlag erhalten.

Mehr zum Thema Service-orientierte Architekturen im SOA-Expertenrat der COMPUTERWOCHE. (wh)