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Üble Anmache im Chatraum - "Für Täter ist es nirgendwo leichter"

21.09.2006
Mit ihrem mutmaßlichen Mörder ist die 15 Jahre alte Nadine über Chats im Internet in Kontakt gekommen.

Für Fachleute ist Tod der Schülerin aus Wetter an der Ruhr im Spätsommer dieses Jahres nur die Spitze eines Eisberges: "Anmache und sexualisierte Gewalt sind Gefahren der Chaträume, die immer mehr zunehmen", stellte das Frankfurter Frauenreferat fest und organisierte am Donnerstag mit dem hessischen Sozialministerium eine Tagung zu dem Thema. "Es kommt immer häufiger nach Chats zu Vergewaltigungen", berichtete Angela Wagner von der Koordinierungsstelle der Frauennotrufe in Hessen. "Die Hemmschwelle für die Betroffenen, sich Unterstützung zu holen, ist extrem hoch."

Daher gibt es nicht mal Schätzungen über die Zahl der Opfer. Von einem "Riesendunkelfeld" spricht die Jugendkoordinatorin der Frankfurter Polizei, Claudia Ringel. Wer sich mit einem Mädchennamen in einem abgetrennten Chatraum für Zwiegespräche aufhalte, wird nach Beobachtungen von Beate Schöning vom Verein Netkids bei Bremen sehr schnell gefragt: "Wie groß sind Deine Brüste? Bist Du allein zu Hause?" oder "Hast Du schon Sex gehabt?" Der Verein hat sich zum Ziel gesetzt, sexuelle Gewalt im Internet zu verhindern. Manche der anonymen Chat-Partner schickten nach einem zunächst harmlosen Foto rasch pornografische Bilder, so dass "das Chaterlebnis für viele im Trauma endet", wie Schöning sagt.