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Google baut "heimlich" neue Schaltzentrale

14.06.2006
In The Dalles, Oregon, ist der Strom billig und jede Menge Dark Fiber aus der Dotcom-Zeit übrig. Darum baut sich Google dort ein neues Mega-Rechenzentrum.

Von dem allerdings offiziell niemand wissen will. "Niemand spricht das 'G'-Wort aus", erklärt Diane Sherwood, Executive Director des Hafens von Klickitat, Washington, der Googles Großbaustelle am anderen Ufer des Columbia River gegenüberliegt. Laut "New York Times" hält Google das Projekt extrem geheim und hat die örtlichen Autoritäten zum Stillschweigen verpflichtet - obwohl das Unternehmen ja längst börsennotiert ist.

Die zwei Gebäude - ein drittes darf Google noch errichten - und zwei riesige Kühlaggregate des "Project 02" in The Dalles sind jedenfalls schwer unsichtbar zu machen (in Google Earth sieht man sie zwar noch nicht, aber das will nichts heißen, siehe "Google feiert Earth-Geburtstag mit Runderneuerung"). Und wer bei Google nach "Dalles Google" sucht, findet auch allerhand Aufschlussreiches. Erwarten darf man, dass in dem neuen Mega-Rechenzentrum 80 Meilen östlich von Portland bald massenweise günstige Rechner und Platten stehen, zusammengehalten mit Velcro-Tape für einen raschen Austausch von Komponenten.

Im 12.000-Seelen-Ort The Dalles sind bereits allerhand Menge Baujobs angefallen und die Grundstückpreise um 40 Prozent gestiegen. Laut "Times" dürften später im Jahr 60 bis 200 neue Dauerarbeitsplätze geschaffen werden, wenn das Data Center seinen Betrieb aufnimmt.

Google ist zwar primär als Suchmaschine bekannt, doch man könnte es vor allem auch als den Versuch betrachten, mittels neuester wissenschaftlicher Forschung ein Netz von Supercomputern aufzubauen, das mehr Daten - schneller und günstiger - als seine Wettbewerber verarbeiten kann.

Wie genau Googles Infrastruktur aussieht, weiß heute niemand genau - "Firmen sind historisch gesehen empfindlich, wo sich ihre operationale Infrastruktur befindet", räumt Urs Hölzle ein, Senior Vice President of Operations. Im März 2001 lieferte Google nach Angaben eines ungenannten Microsoft-Forschers rund 70 Millionen Web-Seiten pro Tag über 8000 Rechner aus, bis 2003 war die Zahl der Maschinen bereits auf 100.000 angewachsen. Man schätzt, das Google derzeit etwas 450.000 Server an wenigstens 25 Standorten weltweit betreibt, unter anderem in Irland und Atlanta, Georgia. Die Rechenzentren sind über ein schnelles Glasfasernetz miteinander verbunden, das in den letzten Jahren aufgebaut wurde.

Das verdeutlicht auch bereits die Schwierigkeiten, vor denen Konkurrenten wie Microsoft im Wettbewerb mit Google stehen. "Google ist wie die Borg", sagt der Netzexperte Milo Medin, der in den 90er Jahren den Online-Dienst @Home gegründet hatte, unter Anspielung auf "Stark Trek". "Ich kenne keinen anderen Carrier und kein Unternehmen, das Anwendungen auf ihren Computing-Ressourcen derart effektiv ausliefert." (tc)