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SAP startet Enterprise Services Community

20.04.2006
Der deutsche Softwarekonzern schmiedet weiter an einer Partnergemeinschaft rund um seine Enterprise Service Architecture (ESA). In diesem Forum will SAP gemeinsam mit Partnern und ISVs die eigenen Entwicklungen vorantreiben.

Mit der Enterprise Service Community werde ein branchenübergreifendes Forum für Kunden, unabhängige Softwarehersteller, Technologiepartner und Systemintegratoren geschaffen, heißt es in einer offiziellen Mitteilung des größten deutschen Softwarekonzerns. Gemeinsam mit SAP sollen die Mitglieder Richtlinien für die Entwicklung und den Einsatz von Software entwerfen. Ziel sei es, Unternehmenssoftware flexibler zu gestalten, leichter an die Anforderungen der Kunden anpassen zu können und die Zusammenarbeit von Unternehmen stärker zu unterstützen.

Bei der Verwirklichung dieser Ziele ist SAP offenbar auf die Mithilfe der Partner angewiesen. Der Hersteller arbeitet seit rund drei Jahren an einem grundlegenden Umbau seiner Softwarearchitektur. Die Enterprise Services Architecture (ESA) soll es Anwendern künftig ermöglichen, einzelne als Services gekapselte Softwaremodule gemäß den spezifischen Geschäftsanforderungen des eigenen Unternehmens zu kombinieren. Veränderungen der Rahmenbedingungen sollen sich dabei schnell in der Softwarelandschaft abbilden lassen. Grundlage von ESA bildet die Business Process Platform (BPP) mit der Integrationsplattform Netweaver und einem Service Repository, in dem Prozess- und Schnittstellenbeschreibungen hinterlegt sind.

Um das Service Repository gemäß den Anforderungen der eigenen Klientel zu füllen, ist SAP jedoch auf die Mithilfe der Partner und Kunden angewiesen. "Die Enterprise Services Community entwickelt Ideen und Innovationen zu Enterprise Services", heißt es in der SAP-Mitteilung. Die Gemeinschaft soll den Ideenaustausch und die Zusammenarbeit unter den beteiligten Firmen fördern. Diese könnten ihre zentralen Geschäftsanforderungen diskutieren und Best Practices austauschen.

Um die Arbeit in dem Forum zu organisieren hat SAP ein rechtlich abgesichertes Regelwerk eingerichtet. Dies soll unter anderem die Urheberrechte der Mitglieder schützen. Alle Teilnehmer erhielten jedoch detaillierte Informationen über vorhandene und geplante Enterprise Services. Sie könnten frühzeitig darauf zugreifen und so Composite Applications entwickeln, die ihre spezifischen Geschäftsanforderungen adressieren. Darüber hinaus könnten die Mitglieder mittels Feedback Einfluss auf die Entwicklungsarbeiten der SAP nehmen.

Im Rahmen der Community soll es unterschiedliche Arbeitsgruppen, so genannte "Definition Groups", geben. Diese würden sich SAP zufolge mit den zentralen Herausforderungen einzelner Branchen beziehungsweise bestimmter Techniken befassen. Aktuell gibt es Definition Groups für den Bankensektor, RFID, und geografische Informationssysteme. Diese sollen die technischen Anforderungen für die einzelnen Bereiche definieren und entsprechende Enterprise Services vorschlagen beziehungsweise bereits bestehende Services prüfen. Wenn diese Aufgaben erledigt sind, sollen sich die Gruppen wieder auflösen.

SAP will die Community in sein Partnernetz integrieren. Zu den Gründungsmitgliedern zählen unter anderen Adobe und Cisco. Softwarepartner könnten ihre Produkte als "Enterprise Services ready" zertifizieren lassen. Dabei würde diese auf Einsatzfähigkeit, Anpassbarkeit und Kompatibilität entsprechend den Community-Richtlinien geprüft. "Unternehmen können so das volle Leistungspotenzial der Enterprise Services ausschöpfen", wirbt Zia Yusuf, Executive Vice President für das Plattform-Ecosystem von SAP. Was Yusuf verschweigt: SAP profitiert selbst von dem Knowhow seiner Kunden und Partner. Schließlich muss die ESA-Plattform bis zum nächsten Jahr fertig werden.

Die SAP-Verantwortlichen haben ihren Bemühungen eine Gemeinschaft rund um ESA aufzubauen, bereits vor einem Jahr gestartet (siehe auch: TechEd05: SAP trommelt für ESA-Community). Die Ziele, die SAP mit der jüngsten Ankündigung setzte, gelten im Grunde schon seit dem Start der Community-Bemühungen. Yusuf soll die Entwicklung der Community antreiben, der überraschend erst vor wenigen Wochen die Leitung des Vorhabens übernahm (siehe auch: SAP ernennt Verantwortlichen für Netweaver-Ökosystem). George Paolini, der diese Aufgabe bis dato übernommen hatte, verabschiedete sich von SAP. Paolini war erst vor rund einem Jahr zu den Walldorfern gewechselt (siehe auch: SAP holt George Paolini für Netweaver-Partnernetz). Zuvor hatte er bei Sun Microsystems den Aufbau der Java-Community verantwortet. Laut offizieller Lesart der SAP-Verantwortlichen sind private Gründe für den Wechsel an der Spitze des ESA-Ökosystems verantwortlich. (ba)