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HVB Systems und HVB Info werden zu einer Einheit verschmolzen

23.12.2005
Schlechte Nachricht für viele Mitarbeiter der HVB Info GmbH und der HVB Systems GmbH: Nach Plänen des Top-Managements werden die beiden Geschäftseinheiten zusammengelegt. Von den insgesamt rund 1800 Mitarbeitern sollen bis Ende 2008 etwa 600 gehen.

Die HVB Info beschäftigt rund 600, die HVB Systems etwa 1200 Mitarbeiter. Nach Informationen, die der COMPUTERWOCHE ONLINE vorliegen, haben die massiven Entlassungen primär nichts mit der Zusammenführung von HVB Info und Systems zu tun, sondern mit den Zielen, die die HVB-IT im Zuge des Mergers der HVB-Bank mit der Unicredito Italiano bekommen hat. "Wir müssen einen wesentlichen Teil der Entlassungen tragen", die im Zuge der Fusionspläne der italienischen mit der deutschen Bank genannt wurden, sagte ein Informant dieser Zeitung.

Die Unternehmen hatten früher bekannt gegeben, dass rund jeder zehnte Arbeitsplatz in der gesamten Gruppe Unicredito/HVB wegfällt. Von den insgesamt etwa 26 000 Mitarbeitern, die hierzulande bei der HVB arbeiten, sollen nach den früher von beiden Unternehmen kolportierten Plänen allein bei der deutschen Bank mehr als 4000 entlassen werden.

Um den Zusammenschluss von HVB Info und HVB Systems so schnell wie möglich zu bewerkstelligen, wurde bereits ein Projektteam geformt. Dort herrscht die Meinung vor, dass solch ein Zusammenschluss keinesfalls vor Mitte 2006 zu realisieren ist. Das Top-Management hingegen würde die Fusion von HVB Systems und Info "am liebsten morgen erledigt wissen, spätestens aber Ende März, Anfang April 2006", sagte der Informant. Um am Ende des Jahres 2006 eine einzige Bilanz für ein gemeinsames Unternehmen aufstellen zu können, soll der Merger offiziell zum 1.1.2006 rückwirken.

Der Zusammenschluss der beiden IT-Gesellschaften der bayerischen Bank scheint nach den Informationen nicht grundsätzlich auf Ablehnung zu stoßen. Sowohl in der HVB Systems als auch der HVB Info gibt es Stimmen, die sagen, die IT der beiden Firmen sei ohnehin so verzahnt, dass es eher verwunderlich sei, warum die IT der HVB in zwei Firmen organisiert wurde.

Allerdings sei der Zeitpunkt der Verquickung nicht glücklich. Denn nun seien die Mitarbeiter völlig auf die Zusammenführung der beiden HVB-Einheiten fixiert. Dabei müssten sie all ihre Anstrengungen auf die Fusion mit der Unicredito-Bank richten. Im Zuge dieses Mergers gebe es die Order, auf eine einheitliche Systembasis umzustellen, was allein schon eine herkulische Aufgabe darstellt.

In der Struktur des aus dem Zusammenschluss von HVB Info und HVB Systems geformten Unternehmens soll der jetzige Chief Operating Officer (COO) der HVB, Matthias Sohler, als Global Banking Service Verantwortlicher im Vorstand agieren. Sohler stieg erst im November 2005 als COO in den Vorstand der HVB auf. Dort verantwortet er die Ressorts IT und Operations. Schon zuvor leitete er als Bereichvorstand diese Segmente.

Nach etwa einem Jahr soll es allerdings nach den jetzigen Plänen eine Verschiebung der Hierarchielinie geben. Dann dürfte Sohler an den CIO der Unicredito berichten. Bis es so weit ist, soll er in Deutschland eine Organisation in Szene gesetzt haben, die möglichst spiegelbildlich zur italienischen ist. In diesem Sinn sei der jetzige HVB-COO von den italienischen Kollegen instruiert worden, sagte der Informant.

In dem neu zu bildenden Firmengebilde aus HVB Info und HVB Systems wird es eine Sparte Betrieb geben. In dieser seien im Wesentlichen die Funktionen der HVB Info GmbH zusammengeführt. Diese leitet jetzt Gabriele Ruf als Geschäftsführerin. Daneben soll eine Sparte Anwendungen etabliert werden, in der sich die HVB Systems wieder findet. In dieser zeichnet Margit Bauer ebenfalls als Geschäftsführerin verantwortlich. Aus beiden jetzigen GmbHs werden Querschnitts- und Stabsfunktionen wie beispielsweise Controlling und Finanzen, aber auch IT-technische Themen wie Architekturen herausgezogen und in einer Geschäftsführung verankert.

Dieser sollen Ruf und Bauer ebenso angehören wie Klaus Rausch, der in diesem Konstrukt als Sprecher der Geschäftsführung fungieren würde. Rausch stößt im Januar zur HVB. Er war bislang bei der Landesbank Baden-Württemberg IT-Verantwortlicher. Sowohl Bauer als auch Ruf und HVB-COO Sohler konnten für einen Kommentar nicht erreicht werden.

Ein Insider in der Bank mit Münchner Hauptsitz sagte, die Tatsache, dass allein die IT der HVB 600 Entlassungen zu verkraften habe, sei "heftig". Die IT-Organisation der Unicredito und deren IT-Belegschaft seien zwar wesentlich kleiner als die der HVB. Allerdings habe die Informatik der Bayern ihre Prozesse wesentlich stärker automatisiert. In den Filialen der deutschen Bank werde Vieles elektronisch abgewickelt, was bei den italienischen Pendants noch händisch erledigt wird. Bei einer Betrachtung der gesamten Prozesskosten würde die Gegenüberstellung der beiden Banken-ITs deshalb durchaus vorteilhaft für die Deutschen ausfallen.

Bei einer Kosten-Nutzen-Analyse habe das Top-Management aber lediglich die reinen IT- und Personalinvestitionen von HVB und Unicredito verglichen. Allein wegen der sehr viel größeren Zahl der IT-Beschäftigten und der sehr viel umfänglicheren gesamten IT-Topologie bei der deutschen Bank sei dieser Vergleich, der im Zusammenhang mit den Fusionsplänen von Unicredito und HVB angestellt wurde, für die Deutschen nicht positiv ausgefallen. (jm)