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Microsoft erlaubt Handel mit Gebrauchtlizenzen

11.11.2005
In Großbritannien hat Microsoft einem Softwarehändler das Recht zugestanden, nicht mehr benötigte Volumenlizenzen weiter zu veräußern. Microsoft-Partner reagierten verstört auf dieses Zugeständnis und fürchten nun um ihr Geschäft.

Der britische Softwarehändler Disclic verkauft ab sofort in großem Stil gebrauchte Volumenlizenzen von Microsoft. Die entsprechenden Kontingente kauft der Anbieter von Firmen auf, die ihr Geschäft ganz aufgeben beziehungsweise ihren Softwarebestand reduzieren wollen.

"Wir haben dieses Vorhaben seit rund eineinhalb Jahren geplant", berichtet Jonathan Horley, Director von Disclic. In der Vergangenheit hätten viele Unternehmen Softwarelizenzen nicht als Firmenwert erkannt. Unser Geschäftsmodell mache vielen Managern erst bewusst, dass Lizenzen durchaus einen Wert darstellten, der sich durch Weiterverkauf in barer Münze auszahle.

Die Preise für die gebrauchten Microsoft-Lizenzen bewegen sich etwa 20 bis 50 Prozent unter den Neupreisen. Das Geschäftsmodell der Briten scheint sich bislang auf rechtlich sicherem Terrain zu bewegen. Ein Microsoft-Sprecher räumte Presseberichten zufolge ein, dass der Weiterverkauf den Klauseln und Geschäftsbedingungen des Konzerns entspreche.

Microsoft-Partner, die mit Neulizenzen handeln, reagierten verstört auf diese Ankündigung. Wenn man dieselben Lizenzen, die wir verkaufen, woanders für ein Drittel des Preises bekommt, bedrohe dies natürlich das eigene Geschäft, meinte beispielsweise Chris Lamb, Lizenzmanager des Microsoft-Resellers Basilica in Großbritannien. Das Gebrauchtgeschäft werde sicherlich die Einnahmen der Partner und letztendlich auch von Microsoft schmälern, warnt ein anderer Lizenzhändler.

Man müsse den Handel mit gebrauchten Lizenzen im Auge behalten, sagte Gordon Davies, Director des Microsoft-Partners Compusys. Vielleicht ergäben sich dadurch aber auch neue Geschäftspotenziale. So ließe sich ein Online-Portal einrichten, auf dem gebrauchte Lizenzen angeboten und versteigert werden könnten. Damit ließe sich unter Umständen ein weiterer Distributionskanal eröffnen, von dem Händler wie Anwender profitieren könnten.

Auch in Deutschland gibt es seit einiger Zeit Bestrebungen, einen Markt für gebrauchte Softwarelizenzen aufzubauen. Firmen wie Susensoftware und Usedsoft bieten seit geraumer Zeit Secondhand-Lizenzen an. Während das Geschäft mit Microsoft-Lizenzen bereits relativ reibungslos funktioniert, versuchen Anbieter von Business-Applikationen mit verschiedenen Restriktionen diesen Kanal aus Furcht vor Umsatzeinbußen möglichst klein zu halten. So verlangt beispielsweise SAP von Käufern gebrauchter Lizenzen den Nachweis lückenloser Wartungszahlungen. Zeiträume ohne Support-Vertrag müssen die Käufer nachzahlen, wenn sie in Genuss einer weiteren SAP-Wartung kommen wollen. (ba)