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Yahoo hilft chinesischen Behörden bei der Überführung eines Reporters

08.09.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Einem Artikel der Gruppe "Reporter ohne Grenzen" mit Hauptsitz in Paris zufolge haben Informationen, die die chinesische Dependence von Yahoo den dortigen Behörden gegeben hat, dazu beigetragen, den Journalisten Shi Tao für zehn Jahre ins Gefängnis zu bringen.

Reporter ohne Grenzen schreiben, dass Informationen von Yahoo Holdings (Hong Kong) Ltd. zumindest zum Teil dazu beitrugen, dass im Zuge von polizeilichen Ermittlungen Shi Tao aufgespürt werden konnte. Danach gab Yahoo Informationen über die IP-Adresse des Computers weiter, von dem aus über Shis persönliche E-Mail-Adresse eine vom Gericht als "Streng geheim" eingestufte Mitteilung an ausländische Medien gesendet wurde. In dieser Meldung hatte Shi darüber informiert, dass chinesische Journalisten von offiziellen Stellen angewiesen wurden, nicht auf den 15. Jahrestag der blutigen Niederschlagung einer Demonstration auf dem Tienanmen-Platz in Peking hinzuweisen.

Reporter ohne Grenzen erhebt schwere Vorwürfe gegen Yahoo. Wörtlich schreibt die Journalistenorganisation: "Wir wussten bereits, dass Yahoo in Fragen der Zensur enthusiastisch mit dem chinesischen Regime zusammenarbeitet." Jetzt sei man sich bewusst geworden, dass es auch ein chinesischer Polizeiinformant sei.

Auf ihrer Internetseite stellen Reporter ohne Grenzen auch eine pdf-Datei mit dem ins Englische übersetzten Wortlaut des Urteils gegen Shi Tao bereit. In diesem lässt sich nachlesen, welche Beweise das Gericht gegen den chinesischen Journalisten ins Feld führt. Unter Punkt 4 steht, dass Yahoo Holdings (Hong Kong) Ltd. die Daten zu dem Account lieferte, von dem aus am 20. April 2004 die inkriminierten Informationen versand wurden. Hierzu nennt das Gericht auch die Telefonnummer und die genaue Adresse, die mit den Angaben zu dem Computer mit der von Yahoo gelieferten IP-Adresseninformation korrespondieren. (jm)