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SAP demonstriert Möglichkeiten von Mendocino

20.05.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - SAP hat auf seiner vom 17. bis 19. Mai im US-amerikanischen Boston abgehaltenen Kundenveranstaltung Sapphire erstmals die Möglichkeiten des Projekts "Mendocino" aufgezeigt. Das gemeinsame Vorhaben mit Microsoft, das erst vor wenigen Wochen auf der europäischen Sapphire im dänischen Kopenhagen angekündigt worden war, hat zum Ziel, Office-Applikationen enger mit SAPs Business-Anwendungen zu verknüpfen.

SAP-Vorstand Shai Agassi führte dem Auditorium vor, wie Anwender künftig über einen angepassten Outlook-Mail-Client auf Informationen in SAP-Systemen zugreifen können. Beispielsweise sei es möglich, Angaben über die eigenen Arbeitszeiten in das Kalendersystem von Outlook einzugeben. Diese Daten könnten dann automatisch mit Projektplanungs-Tools im SAP-System verknüpft und abgeglichen werden. Außerdem soll es möglich sein, via Outlook Daten von den Analysewerkzeugen im SAP-Umfeld abzurufen.

Dies werde den Umgang mit SAP-Applikationen wesentlich erleichtern, versprach Agassi. "Darauf haben wir seit langer Zeit gewartet." Auch Microsoft-CEO Steve Ballmer, der in einer kurzen Video-Einspielung gezeigt wurde, bestätigte, dass das gemeinsame Projekt mit SAP die Art und Weise revolutionieren werde, wie Anwender in Zukunft mit Business-Applikationen arbeiten würden.

Erste Mendocino-Tools sollen nach Angaben von SAP- und Microsoft-Verantwortlichen in der zweiten Jahreshälfte 2006 allgemein verfügbar sein. Bereits Ende dieses Jahres würden jedoch bereits Testkunden an den Start gehen. An den gemeinsamen Entwicklungen arbeiten mehrere hundert Entwickler. Beide Partner wollen die Ergebnisse vermarkten. SAP plant, die Mendocino-Werkzeuge in sein ERP-System einzubetten, Microsoft will die Tools in sein Office-System integrieren.

Analysten zeigten sich von der ersten Demonstration beeindruckt. Bruce Richardson von AMR Research bezeichnete Mendocino als bedeutenden Schritt für beide Softwarehersteller. Mit der Verknüpfung seien beide Seiten in der Lage, mehr Lizenzen zu verkaufen. Oftmals gebe es Widerstände von Anwendern in Unternehmen, sich mit SAP-Applikationen auseinanderzusetzen. Dies bedeute für viele Anwender, ein neues System lernen zu müssen. Wenn es nun möglich werde, über das bekannte und gewohnte Office-Interface auf SAP-Daten zuzugreifen, schrumpfe diese Barriere. Für Microsoft bedeute die Vereinbarung mit SAP ein zusätzliches Verkaufsargument, um Kunden vom Umstieg auf eine aktuelle Office-Version zu überzeugen.

Bevor SAP und Microsoft die Früchte von Mendocino ernten können, gilt es jedoch noch einige Hausaufgaben zu erledigen. Neben der Entwicklungsarbeit müssen sich die Verantwortlichen noch ein Lizenz- und Preismodell für die Werkzeuge einfallen lassen. Darüber schwiegen die Verantwortlichen auf beiden Seiten bislang. (ba)