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Ubuntu soll Anerkennung als Server-Linux bekommen

10.10.2007
Der südafrikanische Linux-Distributor Canonical Ltd. verhandelt mit IT-Branchengrößen, damit Ubuntu auf deren Servern vorinstalliert ausgeliefert wird.

Der große Erfolg der Linux-Distribution Ubuntu, soll nach den Zielen ihres Distributors Canonical seine Fortsetzung auf Server-Ebene finden. Das südafrikanische Unternehmen verhandelt mit großen Hardware-Herstellern, damit diese eine Server-Variante des Linux-Systems für ihre Rechner zertifizieren und vorinstalliert anbieten. Das machen bisher nur einzelne, kleine No-Name-Hersteller, und ein weiterer Deal in dieser Klasse stehe kurz vor dem Abschluss, erklärte Gerry Carr, Marketing-Manager von Canonical, ohne einen Namen zu nennen. Das reiche dem Unternehmen nicht; sein Unternehmen befinde sich in Verhandlungen mit "multinationalen" Hardware-Anbietern.

"Wir haben bisher keinen Deal wie den mit Dell in Sachen Desktops", erklärte Carr. "Ich bin aber überzeugt, dass etwas in dieser Art sich bald ergeben wird." Die Möglichkeiten seines Unternehmens, selbst eine Entscheidung in dieser Richtung bei Dell voranzutreiben, seien begrenzt, weil der Hardware-Anbieter sich ausschließlich von der Nachfrage seiner Kunden leiten lasse. Auch andere Hersteller verlangten "eine Nachfrage, die es ihnen erlaubt, das Risiko einzugehen", bekannte der Marketing-Manager. "Wir sehen momentan eine Nachfrage von multinational agierenden Konzernen und von OEM-Anbietern."

Dell bietet seit Frühjahr 2007 PCs mit Ubuntu an. Über den geschäftlichen Erfolg der Offerten macht das Unternehmen allerdings keine Angaben. Einige Beobachter interpretieren es als positives Zeichen, dass Dell seit Juli in den USA mehr Desktops und Notebook mit vorinstalliertem Ubuntu anbietet (mehr dazu hier) und diese Konfigurationen seit August auch in Europa offeriert (mehr dazu hier).

Für Canonical, erst 2004 vom südafrikanischen Milliardär Mark Shuttleworth gegründet und seither finanziert, wäre die Anerkennung auf Server-Ebene ein wichtiger Erfolg. Der Linux-Distributor veröffentlicht keine Umsatzzahlen, bekannt ist aber, dass er bisher nicht profitabel arbeitet. Das Unternehmen behauptet, sein Desktop-Ubuntu habe weltweit mindestens sechs Millionen aktive Anwender, möglicherweise seien es doppelt so viel. Als Grundlage für diese Annahme nennt der Distributor die Zahl der IP-Adressen, die von den eigenen Websites Ubuntu-Updates heruntergeladen haben.

Canonical-Manager Carr räumt ein, als Server-System sei Ubuntu im Vergleich zu Linux-Wettbewerbern wie Red Hat und Suse sehr jung und könne hinsichtlich des funktionalen Reichtums nicht in allen Punkten mithalten. So wird Ubuntu erst in Kürze mit der Version "Gutsy Gibbon" ein aufwendiges Sicherheitssystem erhalten, dass unter dem Namen "AppArmor" bekannt ist und von Novell entwickelt sowie unter die GPL gestellt wurde. Ferner sei es wichtig, die Kooperationen mit den Anbietern wichtiger Applikationen zu verbessern, um Ubuntu Anerkennung zu verschaffen. Die IBM-Datenbank DB2 ist für Ubuntu seit zwei Jahren zertifiziert. Bei Oracle war Ubuntu kurz vor dem Ziel; aber diese Initiative löste sich im Nichts auf, als der Datenbankhersteller eine eigene Linux-Distribution auf die Beine stellte. (ls)