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Microsoft kauft Security-Softwarehaus Sybari

09.02.2005
Mit der Übernahme von Sybari, dessen "Antigen" vor allem Exchange- und Domino-Server in Unternehmen vor Viren schützt, drängt Microsoft weiter in den Markt für Sicherheitssoftware.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Microsoft hat seine inzwischen dritte Übernahme im Markt für Security-Software bekannt gegeben: Es verleibt sich Sybari Software ein, einen Spezialisten für Antivirus-, Antispam- und E-Mail-Filterungslösungen für Unternehmenskunden. Finanzielle Details des Geschäfts wurden nicht veröffentlicht, Experten schätzen den Wert des Deals auf 140 bis 180 Millionen Dollar.

Sybaris bekanntestes Produkt "Antigen" ist Server-basiert und schützt Exchange- und Domino-Server vor virenbefallenen E-Mails. Sybari bietet hierfür keine eigene Scan-Engine an, sondern lässt Kunden die Wahl zwischen Scannern von unter anderem Norman Data Defense, Sophos, Computer Associates, Virus Buster, und Kaspersky Lab. Neben Exchange unterstützt Antigen in der Microsoft-Welt auch noch den Sharepoint Portal Server 2003 und die Sharepoint Services.

Microsoft betonte übrigens, es wolle Antigen keinesfalls zu einem Exchange-only-Produkt machen, sondern auch künftig die Version für IBMs Lotus/Domino weiterentwickeln und supporten.

Der IDC-Analyst Brian Burke findet die Übernahme angesichts von Sybaris Stärke im Exchange-Umfeld und der engen Geschäftsbeziehungen beider Firmen wenig überraschend. Microsoft habe in der Vergangenheit Kunden, die auf der Suche nach einem Virenschutz für ihre Exchange-Systeme waren, in der Tat zu Sybari geraten. Dass Sybari fremde Engines verwende, unterstreiche außerdem Microsofts Versprechen, den Markt für Antiviren-Software nicht dominieren und sich gegenüber dem Wettbewerb in diesem Segment fair verhalten zu wollen.

In Sachen Scan-Engines soll Antigen künftig aber auch Microsofts eigene Lösung unterstützen, die der Konzern Mitte 2003 mit dem Zukauf der rumänischen Firma GeCAD Software erworben hatte. Mike Nash, Vice President der Microsoft-Sparte Security Business and Technology, erklärte, der Konzern habe den inzwischen als "Microsoft Antivirus Engine" titulierten Scanner bereits intern mit der Sybari-Lösung eingesetzt.

Ob die Microsoft Antivirus Engine der neue Standard für Antigen werden soll oder nicht, wollte Nash nicht sagen. Konkurrierende Anbieter von Antivirussoftware bekamen die Nachricht an der Börse prompt zu spüren - McAfee beispielsweise erlebte an der NYSE einen Kursabschlag von mehr als acht Prozent auf 23,82 Dollar, für die Symantec-Aktie ging es an der Nasdaq um gut sechs Prozent auf 22,09 Dollar bergab.

An den Details der Übernahme werde noch gearbeitet, sagte Nash, und es sei noch nicht entschieden, wie Kunden künftig zwischen verschiedenen Antivirus-Engines wählen könnten. Sybaris aktuelles Geschäftsmodell, dass dem Anwender die Wahl lasse, sei aber "eine gute Sache", und Microsoft wolle "von hier aus beginnen", so Nash.

Der Microsoft-Mann betonte, der Redmonder Konzern wolle weiterhin gute Beziehungen zu anderen Antivirus-Anbietern pflegen, da Kunden gern die Wahl hätten und vom Wettbewerb profitierten. Jedoch äußerten die Anwender verstärkt auch den Wunsch, Microsoft solle auch selbst einen Virenschutz offerieren, und dem versuche man mit dem Sybari-Kauf zu entsprechen.

Microsoft erwäge außerdem, Sybaris Antispam-Software mit anderer Technik zu kombinieren, die der Konzern bereits für seinen Hotmail-Service, den Online-Dienst MSN und Exchange einsetze, ergänzte Nash.

Nash zufolge begannen die Übernahmeverhandlungen mit Sybari vor rund einem Monat. Die in Privatbesitz befindliche Company habe einen Börsengang erwogen, bevor sich Microsoft zum Kauf entschlossen habe. Grund für den Zukauf war laut Nash das Drängen von Kunden auf besseren Virenschutz für ihre Exchange-Systeme.

Sybaris CEO Robert Wallace ließ verlauten, seine Firma begrüße die Verstärkung durch Microsofts Expertise und hoffe auf neue Geschäftschancen. Microsoft will nach Abschluss der Transaktion Sybaris Forschungs- und Entwicklungsabteilung in East Northport weiterführen, aber wahrscheinlich einige von Sybaris Vertriebsniederlassungen mit eigenen zusammenlegen.

Seit einiger Zeit drängt Microsoft verstärkt in den Security-Markt. Nach der Übernahme von GeCAD folgte im Dezember 2004 die Akquisition der New Yorker Softwareschmiede Giant Company Software. Deren Flaggschiffprodukt "Giant Antispyware" brachte Microsoft anschließend unter dem Namen "Microsoft Antispyware" als (vorerst noch kostenlose) Testversion heraus. (tc)