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Wi-Fi-Stadtnetze in den USA fraglicher

04.09.2007
Hochtrabende Pläne für flächendeckende kostenlose WLANs in San Francisco und anderen großen US-Städten sind in Gefahr.

Grund ist eine neue Forderung des Zugangs-Providers Earthlink. Der will nämlich auf einmal, dass die interessierten Städte den Bau der Netze selbst bezahlen sollen - bis zur vergangenen Woche hatte Earthlink immer erklärt, dafür selbst in Vorleistung gehen zu wollen. "Wo wir Netze bauen oder bereits gebaut haben, machen wir unter dem alten Geschäftsmodell weiter", erklärte Earthlink-Sprecher Jerry Grasso. "Aber in Städten, die noch keinen Vertrag unterzeichnet haben, revidieren wir dies."

Offizielle in San Francisco und elf anderen Städten, die mit Earthlink verhandeln, standen laut "Wall Street Journal" nicht gleich für eine Stellungnahme zur Verfügung (in den USA war gestern der Labor-Day-Feiertag). Ein Sprecher von Google, das sich an dem Netz für San Francisco ebenfalls beteiligen will, erklärte, seine Firma hoffe, "dass die Stadt eine Übereinkunft erzielen kann, die allen Einwohner von San Francisco freien Zugang zu einem Funknetz ermöglicht".

Hinter dem Sinneswandel von Earthlink steckt wohl die Notwendigkeit, die Kosten des Unternehmens besser in den Griff zu bekommen. Der Provider hatte in der letzten Woche angekündigt, er wolle seine operativen Ausgaben durch Abbau von rund 900 Stellen (der Hälfte seiner Belegschaft) reduzieren.

Überhaupt stellten sich bislang Wi-Fi-Stadtnetze meist als erheblich schwieriger heraus als bei der Planung gedacht - unter anderem wegen der Vielzahl benötigter Sender (und Plätze, um diese anzubringen), geografischer Komplikationen und Interferenzen durch beispielsweise Wasser oder Blätter.

Außerdem stellt sich die Frage nach dem Geschäftsmodell. Nachdem sich Stadt-WLANs als für die Kommunen allein zu teuer erwiesen, sprangen zwar Hersteller in die Bresche, um Netzaufbau und -betrieb zu finanzieren. Dafür verlangten die meisten, dass die jeweilige Stadt sich über Jahre hinweg als garantierter Kunde ("anchor tenant") verpflichtete. Die Wireless-Anbieter bezeichnen ihre Dienste zwar als kostengünstig, doch bieten sich für Endkunden durch die ständig fallenden Preise für die Breitbandzugänge von Telcos und Kabelfirmen immer mehr Alternativen. (tc)