Experten bemängeln veraltete und unflexible Systeme

Gesundheitswesen krankt am IT-Einsatz

08.04.2008
Die Querelen um die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte sind symptomatisch für den IT-Einsatz im deutschen Gesundheitswesen, kritisieren die Analysten von Pierre Audoin Consultants (PAC).
Nach Einschätzung von Pierre Audoin Consultants (PAC) wird der Markt für Software und IT-Dienstleistungen in den Bereichen Krankenhäuser/Ärzte und Krankenkassen zwischen 2007 und 2011 durchschnittlich zwischen acht und zehn Prozent jährlich zulegen.
Nach Einschätzung von Pierre Audoin Consultants (PAC) wird der Markt für Software und IT-Dienstleistungen in den Bereichen Krankenhäuser/Ärzte und Krankenkassen zwischen 2007 und 2011 durchschnittlich zwischen acht und zehn Prozent jährlich zulegen.
Foto: PAC

Zahlreiche Krankenhäuser arbeiten seit Jahren nicht mehr profitabel, rund ein Drittel weist Verluste aus, lautet die ernüchternde Bilanz von PAC. Zwischen den Jahren 2000 und 2006 habe sich die Zahl der Kliniken um sechs Prozent von 2242 auf 2104 reduziert. Es sei davon auszugehen, dass der Trend zu weiteren Schließungen sowie einer Konsolidierung anhält.

Angesichts dieser Entwicklungen müssten die Verantwortlichen in den Krankenhäusern umdenken, fordert Kerstin Dirtheuer, Consultant von PAC: "Neue Geschäftsmodelle müssen entwickelt und eingeführt werden, mit denen Krankenhäuser langfristig profitabel wirtschaften können." Die Technik hilft dabei bislang wenig. IT ist in den deutschen Krankenhäusern bislang oftmals nur rudimentär vorhanden, so das Fazit der Analystin. Das müsse sich jedoch ändern, da sich die Rahmenbedingungen im Klinikbetrieb weiter verschärfen werden.

Die größte Herausforderung sei dabei die Flexibilität der Systeme, sagt Dirtheuer. Diese müssten einerseits den steigenden Anforderungen gerecht werden, andererseits aber auch schnell auf politische Änderungen reagieren können. Zudem hätten viele Häuser begonnen, wegen des stärker werdenden Kostendrucks Personal abzubauen. "Die Reduzierung der Mitarbeiter bei steigenden Anforderungen wird unweigerlich zu einem verstärkten Einsatz von IT führen", folgert die Expertin.

Bis dato seien die Krankenhäuser allerdings schlecht auf diese Entwicklung vorbereitet. Über die Jahre haben sich PAC zufolge heterogene Umgebungen gebildet. Vielerorts hätten die Kliniken selbst entwickelte beziehungsweise veraltete Systeme im Einsatz. Dies führe jedoch auf lange Sicht zwangsläufig zu einem hohen Pflegeaufwand und Schnittstellenproblemen. Daher müssten die Verantwortlichen in den Krankenhäusern zeitnah eine Konsolidierung ihrer IT-Systeme in Angriff nehmen, fordert die PAC-Analystin. Dabei gehe es neben der Modernisierung der vorhandenen IT-Ausstattung auch um die Einführung neuer und vor allem flexiblerer Systeme. Ziel müsse es sein, die Abläufe zu optimieren und effizienter zu machen.

Angesichts des zunehmenden Kostendrucks sowie begrenzter IT-Budgets und Personalressourcen würden viele Projekte in Zukunft mit Hilfe externer Dienstleister abgewickelt, glaubt Dirtheuer. Auch die Betreuung und der Betrieb der Klinik-IT könnte mehr und mehr ausgelagert werden. Wo allerdings das Geld für die Maßnahmen angesichts knapper Kassen herkommen soll, wissen auch die Branchenexperten nicht. (ba)