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Neue Top-Level-Domains könnten Situation verschärfen

Illegale Registrierungen von Domains explodieren

28.03.2008
Von pte pte
Die World Intellectual Property Organization (WIPO) vermeldet, dass die unrechtmäßige Registrierung von Domains zu Markennamen noch nie dagewesene Ausmaße angenommen hat.

Das Arbitration and Mediation Center der WIPO musste im Jahr 2007 insgesamt 2.156 Schiedsgerichtsverfahren rund um sogenanntes "Cybersquatting" führen. Das waren fast 18 Prozent mehr als noch 2006 und die höchste Zahl seit Einführung der Uniform Domain Name Dispute Resolution Policy (UDRP) im Jahr 1999. "Diese Steigerung zeigt, dass Cybersquatting ein wichtiges Thema für Rechteinhaber bleibt", meint Francis Curry, WIPO Vize-Generaldirektor. Mit der geplanten Einführung neuer generischer Top-Level-Domains (gTLDs) könnte das Problem des Cybersquattings noch verschärft werden, vermutet der Experte.

Fast die Hälfte der Domain-Beschwerden kamen 2007 aus den USA, die mit über 40 Prozent auch die meisten Beschwerdegegner stellen. Die Gesamtzahl der Verfahren hat 2007 ihren bislang höchsten Stand überhaupt erreicht, gegenüber 2005 bedeutet sie sogar eine Steigerung von fast 50 Prozent. Probleme um Domains zu Markennamen könnten sich aber durch die von der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) geplanten Einführung neuer gTLDs möglicherweise schon 2008 weiter verschärfen, warnt die WIPO.

"Die potenziell nützlichen Zwecke jeglicher neuer Domains würden unterlaufen, falls diese vor allem mit automatisiertem Pay-per-Click-Content gefüllt werden", meint Curry. Diese Sorge scheint nicht zuletzt im Phänomen des "Domain Tastings" begründet zu sein. Dabei wird eine fünftägige Frist genutzt, innerhalb der Domain-Registrierungen etwa in den USA kostenfrei storniert werden können. Betrüger nutzen diese Zeitspanne, um auf Domains mit eigentlich geschützten Namen mit reinen Werbe-Webseiten Geld zu machen. Das WIPO-Center kann in solchen Fällen aus Zeitgründen in der Regel gar nicht auf Basis der UDRP eingeschaltet werden. Die ICANN ihrerseits hat inzwischen angekündigt, dem Domain Tasting zumindest durch finanzielle Ansätze beikommen zu wollen.

Zum Schutz vor Cybersquatting wird Markenrechteinhabern häufig dazu geraten, entsprechende Domains unter diversen Top-Level-Domains zu registrieren. Bei einem deutlichen Anstieg der Zahl an TLDs würde dieser Zugang aufgrund der jährlichen Kosten einer Domain-Registrierung allerdings einen hohen Kostenfaktor bedeuten. "Bei 500 TLDs mit im Schnitt 20 Euro pro Jahr ergäbe sich eine nennenswerte Summe", meint Richard Wein, Geschäftsführer der österreichischen Registrierungsstelle nic.at im Gespräch mit pressetext. Expertenschätzungen, wie viele neue TLDs in den nächsten Jahren kommen, liegen bis zu einem Faktor zehn höher. Außerdem betont Wein, dass speziell große Unternehmen oft viele Markennamen zu schützen hätten.

Die UDRP ist insbesondere für generische TLDs wie .com, .org oder .mobi anwendbar, und aus diesem Bereich kamen 2007 auch die meisten Fälle. Von insgesamt 3.549 umstrittenen Domain-Namen fielen 93 Prozent unter gTLDs, davon wiederum betrafen fast drei Viertel .com-Domains. Von den über 200 Länderzonen (ccTLDs) im Internet fallen dagegen nur 51 in die Zuständigkeit des WIPO-Centers, darunter allerdings einige große europäische ccTLDs wie .fr, .es und .pl sowie die Schweizer Domain .ch. Der Anteil dieser ccTLDs an den Beschwerden ist zwar mit insgesamt sieben Prozent noch gering, im Laufe der Jahre aber gestiegen. (pte)