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Software as a Service liegt weiter im Trend

Markt für Miet-Software wächst rapide

26.02.2008
"Diese Updates!" Wenn Hendrik Rosenboom etwas an seinem Job hasst, dann ist es die Aktualisierung der Software auf den Computern seines Arbeitgebers.

"Der Aufwand ist jedes Mal riesig, die halbe Abteilung muss dann am Wochenende arbeiten", sagt der IT-Chef der Hartmann AG. Doch die leidige Prozedur soll seltener werden: Seit Januar mietet der Hersteller von Medizin-Produkten Teile seiner Software. Die Mitarbeiter der Tochtergesellschaft in England arbeiten mit einem Programm zur Vertriebsunterstützung (Customer Relationship Management), das auf den Servern des Anbieters Salesforce.com läuft. Updates sind passé.

Die Software-Strategie der Paul Hartmann AG liegt im Trend. Die Marktforscher von Gartner prognostizieren, dass Miet-Programme bis 2012 mindestens ein Drittel des Marktes für Anwendungssoftware in Unternehmen erobern werden. Vorreiter der Entwicklung ist der US-Konzern Salesforce.com, der 2008 mit seinen Produkten eine Milliarde Dollar Umsatz anpeilt. Experten sprechen von "Software as a Service": Ein Dienstleister bietet eine standardisierte Anwendung, die in einem Rechenzentrum läuft. Die Kunden greifen über das Netz mit dem Browser darauf zu - dank billiger Verbindungen auch vom Handy oder Notebook aus.

Der Vorteil: Installation und Pflege der Software auf den eigenen Rechnern entfallen. Damit lässt sich ein neues System äußerst schnell einführen. Die Paul Hartmann AG benötigte keine zwei Monate, um in England die Salesforce-Software in Betrieb zu nehmen. Das Risiko sei dabei gering, betont Rosenboom: "Wenn es schiefgeht, schalten Sie die Miet-Software einfach ab." Er hebt zudem die Dienstleistungs-Mentalität von Salesforce hervor: "Die müssen täglich um ihre Kunden kämpfen - das hält die Jungs frisch."

Bei vielen Unternehmen herrscht bisher jedoch Skepsis, vor allem wegen der Auslagerung hochsensibler Daten. "Die Dienstleister sind Spezialisten", beruhigt Frank Naujoks, Marktforscher von IDC. Daher könnten Firmen mit einer kleinen IT-Abteilung in Sachen Sicherheit profitieren. "Wir haben eines der sichersten Datenzentren der Welt, das hinsichtlich Sicherheit und Datenschutz den strengsten europäischen und amerikanischen Sicherheits-Richtlinien entspricht", wirbt denn auch Joachim Schreiner, der bei Salesforce für Deutschland zuständige Vice President.

Ob Unternehmen für Miet-Software weniger zahlen, ist allerdings umstritten. "Was man gekauft hat, ist irgendwann abgeschrieben", sagt Analyst Naujoks. "Wenn man Software mietet, laufen die Kosten jeden Monat unerbittlich weiter." Er geht davon aus, dass der anfängliche Kostenvorteil durch das Mieten nach drei bis fünf Jahren aufgezehrt ist. Joachim Schreiner von Salesforce meint hingegen, dass bei der Installation im eigenen Unternehmen versteckte Ausgaben anfallen. "Die Instandhaltung frisst einen Großteil des IT-Budgets", argumentiert er. Zudem zahlten Kunden bei gekaufter Software für jedes Update.

Miet-Software ist ein Produkt von der Stange, das die Kunden an einigen Stellen anpassen können. Das Prinzip funktioniert vor allem dort, wo sich betriebswirtschaftliche Abläufe ähneln. "Vertriebler hören das nicht gerne - aber ob man Bücher oder Medizinprodukte verkauft, ist vom Prozess her egal", sagt Hendrik Rosenboom. Miet-Software gibt es auch für die Planung von Personal- oder Finanzbedarf. Viele Mittelständler lassen ihre Mail-Plattform von einem Dienstleister pflegen. Büro-Anwendungen ergänzen die Palette - etwa vom Microsoft-Konkurrenten Google.

Der Erfolg von Unternehmen wie Salesforce.com setzt auch etablierte Anbieter unter Druck. SAP, der weltgrößte Hersteller von Unternehmens-Software, bietet seit kurzem ein Programm zur Unternehmensplanung an, das nicht auf dem Rechner des Kunden, sondern im SAP-Rechenzentrum läuft. Und Microsoft hat sein Office-Paket um Online-Funktionen erweitert, um Google auf Distanz zu halten. Für Hendrik Rosenboom ist das eine gute Nachricht: Wenn seine Firma solche Software einführt, muss er am Wochenende nicht mehr ins Büro, um Updates aufzuspielen. (dpa/tc)