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2000 Stellen fallen allein in Deutschland weg

Siemens bestätigt Abbau von tausenden Arbeitsplätzen bei SEN

26.02.2008
Der Siemens-Konzern hat den Abbau von tausenden Arbeitsplätzen bei seiner zum Verkauf stehenden Kommunikationssparte SEN bestätigt.

Allein in Deutschland würden bis zu 2000 Stellen gestrichen, weltweit seien es 3800, teilte die Siemens AG am Dienstag in München mit. Von weiteren 3000 Beschäftigten will sich Siemens durch Verkäufe und Partnerschaften trennen.

Damit stehen insgesamt 6800 Arbeitsplätze zur Disposition. "Wir werden den beschleunigten Umbau von SEN und den damit verbundenen Sanierungskurs unter der Kontrolle von Siemens beginnen und damit sicherstellen, dass die mit der Sanierung einhergehenden Personalmaßnahmen so sozialverträglich wie möglich gestaltet werden", sagte Siemens-Finanzvorstand Joe Kaeser. Die Verhandlungen mit den Arbeitnehmern über einen Sozialplan sollen unverzüglich beginnen.

Insgesamt sind in der Sparte, die schon seit längerem zum Verkauf steht, weltweit rund 17.500 Mitarbeiter beschäftigt. Der Konzern will sich schon seit längerem von Siemens Enterprise Communications - zuvor Siemens Enterprise Networks - trennen. Die Verhandlungen mit drei Interessenten sind laut Konzern weit fortgeschritten.

Keine eigene Fertigung mehr - Leipziger Werk soll verkauft werden

Vom drastischen Stellenabbau bei der Siemens-Sparte SEN ist vor allem die Zentrale in München mit derzeit rund 1700 Beschäftigten betroffen. Zudem wolle SEN künftig auf eine eigene Fertigung verzichten, teilte der Konzern am Dienstag in München mit. Daher solle das SEN-Werk in Leipzig mit derzeit rund 530 eigenen Mitarbeitern verkauft oder "in Lösungen mit Dritten eingebracht werden". Gleiches gelte für die Fertigungsstätten in Thessaloniki (Griechenland) und Curitiba (Brasilien). "Im Einzelfall kann eine Schließung nicht ausgeschlossen werden."

Nach Einschätzung des Siemens-Konzerns hat das SEN-Telefonwerk in Leipzig in den nächsten Jahren in jedem Fall eine Zukunft. Die Fertigungsstätte solle verkauft werden, eine Schließung werde es mit Sicherheit nicht geben, sagte ein Siemens-Sprecher am Dienstag in München. Der Konzern hatte zuvor nicht ausgeschlossen, einzelne Werke schließen zu müssen. Dies gelte aber für die ausländischen Standorte, nicht für Leipzig, hieß es nun. Laut Branchenkreisen ist zum Beispiel ein Verkauf an einen Auftragsfertiger vorstellbar. Das Werk steht demnach auch wegen einer Vereinbarung zwischen Siemens und Sachsens Landesregierung nicht zur Disposition. Die Münchner sollen als Gegenleistung für Subventionen eine Jobgarantie für Mitarbeiter in der Telefonanlagen-Fertigung abgegeben haben.

Die IG Metall hat angesichts des drastischen Stellenabbaus bei der Siemens-Kommunikationssparte SEN das Fehlen eines Gesamtkonzepts kritisiert. "Nur Personal abbauen und verkaufen ist verantwortungslos", sagte Bayerns IG-Metall-Chef Werner Neugebauer laut Mitteilung am Dienstag in München. Mit der vorhandenen Technologie und Kompetenz sowie etwas Geduld seien andere Perspektiven für die Beschäftigten möglich. Nach Angaben der Gewerkschaft gilt für die Siemens-Sparte eine Beschäftigungssicherung bis zum Herbst 2009. Betriebsbedingte Kündigungen seien derzeit ausgeschlossen. (dpa/tc)