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AOL soll Yahoo vor Microsoft bewahren

11.02.2008
Das Yahoo-Management hat das Kaufangebot von Microsoft nun offiziell abgelehnt. Um eine feindliche Übernahme zu verhindern, spielt CEO Jerry Yang angeblich eine Reihe von Abwehrmaßnahmen durch.

Nachdem bereits mehrere Berichte am Wochenende darauf hindeuteten, dass Yahoo die Microsoft-Offerte ablehnen würde, wies Jerry Yang das Angebot nun offiziell zurück. Angesichts des darin enthaltenen Aufschlags von 62 Prozent gegenüber dem letzten Aktienkurs fällt es dem Management jedoch schwer, Aktionäre davon zu überzeugen, dass ein selbständiges Yahoo eine bessere Perspektive bieten könne.

Der Einschätzung vieler Finanzanalysten zufolge möchte Yahoo mit seinem Widerstand gegen Microsoft in erster Linie ein höheres Gebot erzwingen. Die gebotenen 31 Dollar pro Anteilsschein seien zu niedrig, da der Kurs in den letzten Tagen auf fast 30 Dollar gestiegen sei. Angeblich verlangt Yang mindestens 40 Dollar pro Aktie, so dass Microsoft statt der geplanten 44 Milliarden Dollar rund 56 Milliarden Dollar ausgeben müsste.

Technische Elite vor dem Absprung

Bis dato liegt keine Reaktion von Microsoft auf die abschlägige Reaktion von Yahoo vor. Einige Beobachter gehen davon aus, dass sich Steve Ballmer direkt an die großen Aktionäre wenden und Yahoo feindlich übernehmen könnte. Er riskiert damit jedoch, dass er nicht nur das Yahoo-Management gegen sich aufbringt, sondern damit auch die besten Ingenieure aus dem Unternehmen treibt. Das Silicon-Valley-Magazin Valleyvag berichtete bereits letzte Woche vom Abgang wichtiger Mitarbeiter, wobei ein Zusammenhang mit der Microsoft-Offerte nicht hergestellt wurde.

Um die sehr mobile Technikelite zu halten, müsste Microsoft für das gemeinsame Unternehmen eine interessante Perspektive entwickeln, so ein Analyst im englischen Guardian. Bisher argumentierte Microsoft jedoch primär mit möglichen Kostenreduktionen von mehr als einer Milliarde Dollar im Jahr.

Retter nicht in Sicht

Yahoo bedeutet auf Deutsch "ungehobelt, grobschlächtig", der Firmenname soll aber ursprünglich für das Akronym "Yet another hierarchical officious oracle" gestanden haben. Später lösten die Mitarbeiter des Web-Portals den Namen mit "You always have other options" auf. Nach dem öffentlich unterbreiteten Angebot von Microsoft bleibt die Zahl der Optionen für das Yahoo-Management jedoch überschaubar.

Die Times berichtet in ihrer Online-Ausgabe, dass Yahoo Gespräche mit AOL wiederaufgenommen habe, um einen bereits früher geplanten Zusammenschluss der beiden Firmen zu erreichen. Derartige Pläne wurden bereits 2006 ad acta gelegt, weil sich die Spitzen der beiden Unternehmen nicht auf einen Preis einigen konnten. Eine schnelle Hochzeit der beiden angeschlagenen Web-Ikonen könnte Microsofts Pläne durchkreuzen, weil der Softwarekonzern einen derart dicken Brocken mit einem hochgradig redundanten Portfolio kaum übernehmen würde.

Suche an Google auslagern

Ein anderes häufig diskutiertes Szenario zur Abwehr einer feindlichen Übernahme könnte darin bestehen, dass Yahoo sein eigenes Such- und Anzeigengeschäft aufgibt und an Google auslagert. Nahrung erhielt diese Spekulation durch das offizielle Hilfsangebot des Suchmaschinenprimus. Allerdings müsste eine solche Kooperation erst den Segen von Wettbewerbshütern bekommen, weil Yahoo und Google zusammen in diesen beiden Segmenten eine monopolartige Stellung erringen würden. (ws)