Web

Neuer Versuch von Otellini

CES: Die Prozessorstrategie von Intel mit Canmore und Menlow

08.01.2008
Nach dem Ende von Viiv setzt Intel nun auf Canmore als CPU für Unterhaltungselektronik und auf Menlow für mobile Geräte. Prozessoren für Rechner versprechen nicht mehr genug Wachstum.

Intel will mit einem neuen Chip erneut in den boomenden Markt der Unterhaltungselektronik vorstoßen. Der Chef des weltgrößten Chipherstellers, Paul Otellini, stellte am Montag auf der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas mit "Canmore" einen neuen Prozessor vor, der speziell für Unterhaltungsgeräte wie Mediaplayer, Settop-Boxen und Fernseher konzipiert ist. In einem zweiten Anlauf will Intel auch in den Mobilfunkmarkt vorstoßen. Die dafür gedachte "Menlow"-Familie soll noch in der ersten Jahreshälfte 2008 auf den Markt kommen, Canmore erst im zweiten Halbjahr. Der Chip-Gigant möchte mit den beiden Prozessor-Typen sein Geschäft neu ankurbeln. Einer Analyse der Finanzagentur Bloomberg zufolge wird das Wachstum bei Intel bis zum Jahr 2009 auf 6,1 Prozent sinken. Im Zeitraum von 2003 bis 2006 hatte der Konzern noch durchschnittlich Zuwachsraten von 13 Prozent erzielt.

Bei einer mit einem PC-Chip vergleichbaren Leistung unterstütze Canmore in künftigen TV-Geräten zum Beispiel interaktive Funktionen, sorge für bessere Video- und Audio-Wiedergabe und die Verbindung zum Internet, sagte Otellini. Zuvor hatte das Unternehmen bereits 16 neue Chip-Plattformen vorgestellt, die dank der neuen 45-Nanometer-Technologie bei deutlich verringerter Größe und reduziertem Strombedarf mehr Leistung erbringen. Die Prozessoren sollen bis zu 25 Prozent kleiner als ihre Vorgänger sein und damit Geräteherstellern ermöglichen, kleinere und formschönere Geräte zu entwickeln.

Vor einigen Jahren hatte Intel bereits mit der Chip-Plattform "Viiv" einen ersten großen Vorstoß in die Unterhaltungselektronik gewagt, allerdings mit bescheidenem Erfolg. Viiv sollte garantieren, dass mit ihr ausgestattete Unterhaltungsgeräte wie DVD-Player oder TV-Geräte bestimmte Anforderungen erfüllen und einfach zu bedienen sind. Mitte Dezember kündigte Intel an, sein Engagement für die ViiV-Plattform weitgehend aufzugeben.

Auch im Mobilfunkmarkt hatte Intel im ersten Anlauf keinen Erfolg. Im Jahr 2006 stellte Otellini das von seinem Vorgänger Craig Barrett ins Leben gerufene Mobilfunkprojekt ein, das insgesamt ein Investitionsvolumen von fünf Milliarden Dollar verschlungen hatte. Intel hatte sich damals nicht gegen Spezialanbieter wie Texas Instruments oder Qualcomm durchsetzen können.

Auf der CES betonte Otellini nun, die Konsumentenelektronik und die Unterhaltungsindustrie stehen vor allem durch das Internet weiter vor tiefgreifenden Veränderungen. Dabei würden Computertechnik und Kommunikation heute immer enger zusammenwachsen und neue Möglichkeiten der Internet-Nutzung ermöglichen. "Wir sind heute inmitten der größten Möglichkeit, Unterhaltung und Consumer Electronics neu zu definieren, seit es das Fernsehen gibt."

Vor allem künftige ultra-mobile Internet-Geräte würden völlig neue Erfahrungen und Dienste ermöglichen. Zur Demonstration präsentierte Otellini ein handflächengroßes Gerät, das vor einer aufgebauten Pekinger Stadt-Kulisse per optischen Sensor ein chinesisches Straßenschild erkennt und automatisch übersetzt. Solche Geräte könnten bereits in drei bis fünf Jahren marktreif sein, sagte Otellini. (dpa/ajf)