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Internet Explorer soll entbündelt und standardkompatibel werden

Opera reicht bei EU Kartellbeschwerde gegen Microsoft ein

13.12.2007
Die norwegische Browser-Schmiede Opera will Microsoft zwingen, den Internet Exlorer von Windows zu lösen und/oder alternative Browser mitzuliefern sowie den IE besser an die offiziellen Web-Standards anzupassen.

"Im Namen aller Verbraucher, die nicht länger hinnehmen wollen, dass ein Monopolist für sie die Wahl trifft" hat Opera Software ASA bei der EU-Kommission in Brüssel gestern eine Beschwerde eingereicht, die zu einer "echten Wahlmöglichkeit" bei Webbrowsern führen soll. Microsoft verknüpfe seinen Browser Internet Explorer mit seinem Betriebssystem Windows und behindere Interoperabilität, indem es sich nicht an akzeptierte Web-Standards halte.

Microsoft hat dazu inzwischen die folgende Stellungnahme abgegeben, die wir der Einfachheit halber im englischen Original wiedergeben: "It’s important to note that computer users have complete freedom of choice to use and set as default any browser they wish, including Opera, and PC manufacturers can also preinstall any browser as the default on any Windows machine they sell. Microsoft is committed to ensuring that freedom through our Windows Principles. Internet Explorer has been an integral part of the Windows operating system for over a decade and supports a wide range of web standards. We will of course cooperate with any inquiries into these issues, but we believe the inclusion of the browser into the operating system benefits consumers, and that consumers and PC manufacturers already are free to choose to use any browsers they wish."

"Wir wollen die freie Browser-Wahl für den einzelnen Verbraucher und setzen uns für offene Web-Standard und plattformübergreifende Innovation ein", erklärte Opera-Chef Jon von Tetzchner. "Wir werden nicht ruhen, bis wir faire und gleichberechtigte Alternativen für Konsumenten weltweit durchgesetzt haben." Unweigerlich fühlt man sich hier an den historischen "Browser War" der 1990er Jahre zwischen Microsoft und Netscape erinnert, das inzwischen aufgrund von Microsofts Bundling von Browser und Betriebssystem in der Bedeutungslosigkeit verschwunden ist.

Opera fordert von der EU-Kommission zwei Maßnahmen gegen Microsofts aus Opera-Sicht missbräuchliches Verhalten. Zum einen solle die Brüsseler Exekutive Microsoft auferlegen, den Browser vom Betriebssystem zu entbündeln und/oder alternative Browser vorinstalliert auf dem Windows-Schreibtisch auszuliefern. Außerdem solle die Kommission Microsoft dazu verpflichten, sich an die fundamentalen und offenen Web-Standards zu halten, die von den Web-Authorung-Communities definiert werden.

Microsoft solle endlich seine eigenen öffentlichen Versprechen einlösen, diese Standards zu unterstützen, statt sie mit seinem notorischen "Embrace, Extend and Extinguish" zu unterminieren, schreibt Opera in einer Pressemitteilung. Microsofts einseitige Kontrolle über Standards in einigen Märkten schaffe einen "De-facto-Standard", der teurer zu supporten, schwerer zu warten und technische unterlegen sei und noch dazu die Nutzer Sicherheitsrisiken aussetzen könne.

"Unsere Beschwerde ist nötig, damit Microsoft seine Praktiken ändert", erklärte Jason Hoida, stellvertretende Generaljustiziar von Opera. "Der Europäische Gerichtshof Erster Instanz hat im September bestätigt, dass Microsoft den Windows Media Player illegal an Windows gekoppelt hat. Wir bitten die Kommission einfach nur darum, die gleichen, offensichtlichen Prinzipien auch an die Internet-Explorer-Bindung anzulegen, die viel schwerwiegendere Auswirkungen auf Verbraucher und Innovation hat. Wir sind zuversichtlich, dass die Kommission die Bedeutung dieser Bindung versteht und die nötigen Schritte einleitet, um den Wettbewerb und die Verbraucherwahlfreiheit im Browser-Markt wiederherzustellen."

Statt selbst Innovationen voranzutreiben, habe Microsoft die Konsumenten an seinen Browser gefesselt und erst vor kurzem begonnen, einige der innovativen Features einzuführen, die andere Browser (wie der von Opera) bereits seit Jahre böten. Die vorgeschlagenen Maßnahmen gegen Microsoft seien dazu gedacht, so die Norweger weiter, den Verbrauchern mehr Freiheit und Flexibilität zu geben und gleichzeitig sicherzustellen, dass sich das World Wide Web weiter zu einer Plattform für Innovation entwickle.

Ein Sprecher von EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes bestätigte am Donnerstag in Brüssel, dass sich der norwegische Softwareanbieter Opera beklagt habe: "Wir gucken uns das genau an." Falls die Kommission zu dem Schluss kommen sollte, dass der Verdacht gerechtfertigt ist, könnte sie erneut ein Verfahren gegen Microsoft eröffnen, bei dem ein hohes Bußgeld droht. (tc)