Web

Ralph Dommermuth zieht geschickt die Fäden

Wende im DSL-Markt: United Internet wird zum Schlüsselspieler

29.11.2007
Wende auf dem deutschen Breitbandmarkt: Vor kurzem stand der Internet-Unternehmer Ralph Dommermuth mit einem schwächelnden DSL-Geschäft noch mit dem Rücken zur Wand, jetzt hat sich der Chef von United Internet mit wesentlichen Beteiligungen an den Telekomfirmen freenet, Drillisch und Versatel zur Schlüsselfigur bei der Konsolidierung der Branche entwickelt.

Bei einer Komplettübernahme von Versatel und dem Erwerb des DSL-Geschäfts von freenet würde das Unternehmen aus Montabaur mit 4,4 Millionen DSL-Kunden ein echter Konkurrent der Deutschen Telekom. United Internet schweigt sich über seine Pläne aus, und auch die betroffenen Unternehmen äußern sich nur zurückhaltend.

In Branchenkreisen wird fest damit gerechnet, dass der Internetdienstleister aus dem Westerwald seine 20-prozentige Beteiligung an Versatel ausbaut. Wichtig ist nun, wie sich Versatel-Großaktionär Apax verhält. Der Finanzinvestor kontrolliert 38 Prozent der Düsseldorfer Gesellschaft und ist damit der entscheidende Anteilseigner. Bereits in der Vergangenheit gab es Gespräche zwischen Apax und United Internet: Wie der Internet-Dienstleister nun bestätigte, wurde vor dem Börsengang von Versatel im April über einen Einstieg verhandelt.

Ralph Dommermuth: Hobbysegler und knallharter Verhandlungspartner.
Ralph Dommermuth: Hobbysegler und knallharter Verhandlungspartner.
Foto: United Internet Dommermuth

Mit der Beteiligung an Versatel vollzieht Dommermuth einen Strategieschwenk: Bislang ist das Unternehmen nur als reiner Wiederverkäufer von DSL-Anschlüssen aktiv. United Internet konnte sich damit zwar als zweitgrößter Breitbandanbieter positionieren, viel verdienen konnte Dommermuth dabei aber nicht. Ohne eigenes Netz bleibt nur eine schmale Marge bei United Internet hängen, die infolge des Preisverfalls weiter abschmilzt. "Die Margen für die reinen Wiederverkäufer werden eng - das Geschäftsmodell hat sich überlebt", sagt ein Vorstand eines Telekom-Schwergewichts. Die einst enge Bindung an die Telekom gab Dommermuth daher zuletzt auf und schloss Vertriebskooperationen mit den Konkurrenten Telefónica und QSC.

Bei einer Komplettübernahme von Versatel bekäme United Internet Zugriff auf eines der größten Breitbandnetze Deutschlands. Rund ein Viertel aller Haushalte deckt die Versatel-Infrastruktur ab. Darunter befinden sich viele Metropolen wie Berlin, in denen Versatel über eine sehr gute Marktposition verfügt. United Internet könnte nach einer Übernahme mindestens ein Viertel seiner DSL-Kunden auf das Netz von Versatel umschalten und damit die Kosten drastisch senken. "Diejährlichen Synergien liegen im hohen zweistelligen Millionenbereich", sagt ein Branchenanalyst.

Neben der Übernahme von Versatel betreibt United Internet nach Angaben aus Branchenkreisen weiter die Übernahme des freenet-Breitbandgeschäfts. An der früheren mobilcom AG ist das Unternehmen über eine gemeinsame Holding mit Drillisch beteiligt. Erste Gespräche mit der Fondsgesellschaft Vatas über den Kauf eines weiteren Anteils von 18,5 Prozent scheiterten. Als Grund für den Rückzug wurde in den Kreisen der vereinbarte Kaufpreis genannt, der inzwischen über dem aktuellen Kurs der freenet-Aktien liege. Man könne davon ausgehen, dass Drillisch und United Internet bei neuen Verhandlungen auf einen geringeren Preis dringen würden.

Mit dem Einstieg bei Versatel und Freenet unterstreicht Dommermuth einmal mehr sein Geschäftsgespür. Schon nach dem Platzen der Internetblase stand der 44-jährige Unternehmer mit seinem Unternehmen kurz vor dem Aus. Seine Strategie, sich an zahlreichen Internet-Gesellschaften zu beteiligen, hatte fast das gesamte Kapital des Börsengangs aufgezehrt - der Aktienkurs steuerte auf null Euro zu. Der passionierte Segler riss das Steuer jedoch in letzter Minute um, trennte sich von Randbeteiligungen und konzentrierte sich auf das Kerngeschäft. Inzwischen steht der als knallharter Verhandlungspartner bekannte Manager besser da denn je. Der Marktwert seines Unternehmens, an dem Dommermuth rund 35 Prozent hält, liegt inzwischen bei mehr als vier Milliarden Euro. (dpa/tc)