Open Handset Alliance mit mehr als 30 Herstellern

Handy-Betriebssystem von Google heißt Android

06.11.2007
Der Internetkonzern Google steigt in das Mobilfunkgeschäft ein - mit einem Handy-Betriebssystem und einer breiten Herstellerallianz, die sich gegen unter anderem Microsoft, Nokia und RIM richtet.

Geplant ist eine Handy-Plattform namens Android, die in Zusammenarbeit mit 33 Technologie- und TK-Konzernen entwickelt werden soll, teilte Google am Montag in New York mit. Zu dem Softwarestack sollen Betriebssystem, Middleware, Benutzeroberfläche und Anwendungen gehören. Ziel ist unter anderem, Entwicklern das schnelle und einfache Schreiben von Applikationen zu ermöglichen, die auf vielen unterschiedlichen Handsets laufen sollen.

Die Android-Software soll kostenlos unter einer Open-Source-Lizenz zur Verfügung stehen, so dass Mobilfunkanbieter beliebig Geräte und Software rund um die Plattform entwickeln können. Offiziell verfolgt Google das Ziel eine "offene Technologie" zu schaffen, um mehr Innovation im bislang von wenigen großen Playern beherrschten Mobilfunkmarkt zu ermöglichen. Zu den Kooperationspartnern der so genannten Open Handset Alliance (OHA) gehören die Carrier T-Mobile, Sprint Nextel und NTT Docomo sowie die Gerätehersteller HTC aus Taiwan (der wichtigste Hardware-Partner von Microsoft für Windows Mobile), Motorola und Samsung.

Monatelang hatte die Mobilfunkindustrie gerätselt, was Google vorhat. Dabei war vor allem spekuliert worden, der Konzern wolle - eventuell mit einem Hardwarepartner - ein eigenes Gerät, das "Google Phone" oder "Gphone", herausbringen. Google-Boss Eric Schmidt sagte anlässlich der Präsentation von Android: "Diese Ankündigung ist sehr viel ambitionierter als jedes 'Google Phone', über das die Presse spekuliert." Harte Fakten oder Bilder geplanter Geräte oder Benutzerschnittstellen gab es nicht. Bis zur zweiten Hälfte 2008 soll es dauern, bis erste Geräte auf Basis des Android-Betriebssystems auf den Markt kommen.

Nichtsdestotrotz wählte der Google-Chef anlässlich der Präsentation der gemeinsamen Pläne große Worte: "Diese Partnerschaft wird dazu beitragen, das Potenzial mobiler Technologien für Milliarden von Nutzern weltweit freizusetzen." Gemeinsam werde man die Art und Weise ändern, in der Menschen auf Informationen zugreifen und diese verteilen. Der Name Android geht auf die Android Inc. zurück, die Google im Jahr 2005 gekauft hatte. Es handelt sich um ein Startup, das unter anderem von Andy Rubin gegründet worden war - dem Mann, der bei Google eine zentrale Rolle bei der Entwicklung von Software für mobile Devices spielt.

Google erwartet, dass sich die Konsumenten in Zukunft verstärkt über mobile Geräte ins Internet begeben werden. Je leichter ihnen der Zugang gemacht wird, desto schneller nimmt dieser Trend Fahrt auf. Dann möchte der größte Internet-Konzern mit seinen Angeboten von Anfang an dabei sein und seinen Werbekunden diese Plattform erschließen. Die Open Handset Alliance richtet sich damit nicht zuletzt gegen die anderen großen Anbieter von Handy-Betriebssystemen wie Microsoft, Nokia, Research in Motion (RIM), Symbian und neuerdings auch Apple - so ist es auch nicht verwunderlich, dass diese nicht auf der Liste der OHA-Partner stehen.

Der Ansatz, mit verschiedenen Geräteherstellern und Netzbetreibern zu kooperieren, unterscheidet sich deutlich von dem der Konkurrenten. Das "Wall Street Journal" spekuliert, Google gehe es nicht um das Design der Geräte, sondern darum, auf die Geschäftsmodelle Einfluss zu nehmen. Indem die Android-Software kostenlos an Gerätebauer und Entwickler abgegeben wird, können diese den Preisvorteil an die Kunden weitergeben. Später dürften die Geräte sogar weitgehend subventioniert werden, sollte es Google gelingen, zielgenau Werbung für die Handy-Benutzer zu platzieren. Ein Werbe-Broking-System für Handys, das auf Googles Werbeplattform fürs Internet basiert, gibt es angeblich bereits. (tc/hv)